WOMEX 2019 – Oldies und YouTube-Stars

MusikerInnen, die seit Jahrzehnten auf den Konzertbühnen unterwegs sind treffen auf digitale Bild/Ton-Puzzler und YouTube-Überfliegerinnen.

Einen echten Kultur-Clash gab’s gleich zu Anfang des Abends. Ak Dan Gwand Chil aus Südkorea sind angesagt. Ein Kollege definiert: Traditionelle Instrumente und Melodien neu eingekleidet in ein K-Pop-Outfit. Etwas gar schrill.

Omiri, der Bild und Ton Puzzler aus Portugal hatte Pech: Weil der Bühnenboden etwas sehr flexibel war entkoppelten sich bereits nach dem dritten Stück die Videokabel, und ab dann war Improvisation angesagt. Er rettete sich und sein Projekt aber souverän und konnte mindestens andeuten, wie seine digitale Improvisation des ländlichen Portugals klingt und aussieht.

Yossi Fein und Ben Aylon boten Gnawa Sounds made in Israel. Yossi Fine zeigte Fingerfertigkeit und war in bester Groovelaune, Ben Aylon klopfte einen Beat dazu, der in die Knie ging, und Sharon Mansur an den Keys gab dem Ganzen Gehalt – leider war einmal mehr der Mix so überaus laut, dass die Feinheiten ertränkt wurden.

YouTube-Buzz und Festhütten-Erfahrung

Auftritt des Fräuleinwunders aus Griechenland: Marina Satti. Mit zwei YouTube Videos holte sie über 40 Millionen Views und brachte Griechenland auf ganz unerwartete Art ins Gespräch. Auf der Bühne boten Marina und ihre vier Sängerinnen eine an amerikanischen Vorbildern geschulte Show und ein Repertoire, das neben heimatlichen Melodien auch auf Songs wie z.B. Pescador von Toto la Momposina zurückgriff.

Einen riesigen Zeitsprung gelich anschliessend ins Konzert von Los Wemblers de Iquitos. Die Peruaner gehören zur alten Garde der Chicha-Musiker und spielen ihr Repertoire mit stoischer Ruhe und der Sicherheit von 10’000 Festhütten-Auftritten.

Tango darf bei einem Festival in Finnland nicht fehlen, und natürlich kommt der dieses Jahr aus Argentinien. El Cachivach Quinteto interpretieren ihn mit Kraft, ohne zu übertreiben. Sie mischen gerade mal soviel Jazz hinzu, dass die Genregrenze sich nicht in Selbstzweifel auflösen.

Zum Abschluss des Abends sangen François Castiello und seine Mannen das Lied vom ewigen Neapel: Lalala Napoli. Nix von Italianita mit Patina, sondern ein mediterraner Mix getragen von einer souveränen Band, voller Spielfreude und spitzbübischer Lust an der Dekonstruktion von Vorurteilen. Und aus den Bruchstücken entsteht eine neue, im Geiste, und in der Sinnlickeit, italienische Musik.

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