Nicht immer gleich laut und überschäumend, doch irgendwie war in der letzten WOMEX-Konzertnacht in Tampere auf jeder Bühne Partystimmung angesagt.
Doch zuerst kurz zur wohl meistbesuchten Mittagsvorstellung: Asmâa Hamzaoui and Bnat Timbouktou. Die vier jungen Frauen haben radikal mit der Tradition gebrochen, denn Gnawa Musik war bislang ausschliesslich den Männern vorbehalten. Jetzt hat dieses Frauenquartett das Tabu gebrochen, und sich sogar auf der Bühne des grössten Gnawa-Festivals in Essaouira in die Herzen des Publikums gespielt. In Tampere waren sie ein Geheimtipp. Zuhause in Marokko nörgeln nur noch puristische Traditionalisten.
Die wohl vielseitigste Kapverdin im Moment ist Elida Almeida. Sie versuchte etwas gar viel in die zur Verfügung stehenden 45 Minuten zu packen. Das geriet ein bisschen zur Slalomtour zwischen Tanznummern und Schmelz-Mornas.
Klezmer mit mehr als einem Hauch Jazz brachten die Dänen nach Finnland: Mames Babegenush. Auch wenn die sechs Musiker eher auf Kammermusik machten, die Spielfreude machte gute Laune, da musste man nicht unbedingt dazu tanzen. Besonders auffalend: die Kombination von Schlagwerk und Hackbrett. Cool.
Die Ladies bitten zum Tanz
Dona Onete, die alte Dame im Sessel auf der Bühne, genoss sichtlich die Aufmerksamkeit und die ausgelassene Stimmung des WOMEX-Publikums. Onete hatte die Musik immer zugunsten der Familie zurück gestellt – jetzt geniesst sie die späte und wohlverdiente Anerkennung.
Mariachi-Sounds gab’s mit Flor de Toloache. Sie hatten mir schon vor einem Jahr bei ihrem Auftritt in Bogota gefallen. Fiel mir damals noch die Rivalität zwischen beiden Leadsängerinnen auf war jetzt davon nichts mehr zu hören. Tolle Stimmen, sehr überzeugende Musikerinnen.
Santrofi: Eine Band, die es schafft, mit nur gerade einer Aufnahme (Spotify) als Visitenkarte auf den Bühnen von WOMAD, Roskilde oder im Programm der WOMEX zu stehen, will was heissen. Die acht Musiker aus Ghana legten sich denn auch mächtig ins Zeug und belegten, dass Highlife als Musikgenre nicht ausgestorben ist. Ich warte auf die Studioproduktion!
Zwei ruhigere Abschnitte gab’s in meinem abendlichen Konzertprogramm: Zuerst Surel, Segal und Gubitsch. Nur gerade Cellist Vincent Segal war mir bekannt. Er hat im Violonisten Sébastien Surel und im Gitarristen Tomás Gubitsch zwei Brüder im musikalischen Geist gefunden – Improvisation mit viel Tango und Jazz im Kern.
MA Rouf ist ein Tan-Spieler aus dem Iran, der in Finnland eine neue Heimat gefunden hat – auch musikalisch. Die Nordländer erstaunen immer wieder wenn es darum geht, Muisk au sdem nahen Osten mit einem jazzigen Slbstverstädnnis anzunehmen und neu zu interpretieren.
Zum Abschluss gab’s nochmals ein Ohr voll Südkorea. Reggae-Bassist Noh Seonteck hat die Genregrenzen überschritten und mit Pansori-Sängerin Yulhee Kim eine sch(r)illernde Frontfrau in seine Jazz-Psychedelik-Afrobeat-Fusion gefunden. Vertrackt der Bandname: NST & The Soul Sauce, aber die zugänglichste und verständlichste Musik aus Südkorea, die ich bislang gehört habe.
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