WOMEX 2022 – Eröffnungskonzert

Das Eröffnungskonzert der diesjährigen WOMEX war eine Auslegeordnung, was musikalisch zur Zeit im Gastland Portugal läuft. Kurz: einiges und queerbeet!

Júlio Resende

Júlio Resende eröffnete den Abend mit seinem Quartett, und seinem Fado Jazz. Er hat das Kunststück fertig gebracht, weder den Melodien des Fado, noch der Improvisationsfreude des Jazz untreu zu werden. Fein austarierte Balance, gespielt von einem hochklassigen Quartett. Hier hätte ich noch gerne mehr davon gehört.
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Julio Resende, Amalia Rodriguez

Dann sass Resende alleine an seinem Piano, nein er kauerte. Begann eine Melodie, die aus den Tiefen des Fado-Liederbuch stammt. Und dann war sie da: diese Stimme, dieser direkte Zugang zum Herz: Amália Rodriguez, die Ikone des Fado. Ihr Gesang, und später das Bild der 1999 verstorbenen Übermutter des Fado, wurde von der Technik taktgenau eingespielt. Auch hier zeigte sich die Meisterschaft des Pianisten – aus einer Improvisation heraus das Tempo der Sängerin aufnehmen, der Stimme die Führung überlassen, dann wieder ausschweifen. Tosender Applaus, voll verdient.

Beatriz Felicio

Es gab nochmals Fado, mit Beatriz Felicio und ihrem klassischen Saiten-Trio: portugiesische Gitarre, klassische Gitarre, Bass. Felicio hat eine strahlende Stimme und schafft es, die Leidenschaft des sehnsüchtigen Fados nicht mit Überdruck, und die leichteren Nummern nicht mit gekünstelter Freudigkeit anzureichern. Einfach klar, überzeugend. Man nahm es ihr ab wenn sie, als sie ihre Musiker vorstellte, sagte: «Wir sind die Zukunft des Fado».
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Expresso Transaltantico

Dann ging die Klangreise in lautere Gefilde. Mit Expresso Transatlântico trat eine akustische portugiesische Gitarre gegen eine twangy E-Gitarre an. Das gab erst mal ein wenig Probleme in der Abmischung. Angetrieben von Bass und Schlagzeug, und in den Soli unterstützt von einer Trompete kletterten die Melodien etwas absehbar das Griffbrett hoch, und wieder runter – die Dynamik lag nicht in den Kompositionen, sondern in der Lautstärke.
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Club Makumba
Zum Abschluss dieses Eröffnungsabends in Lissabon kamen noch die bösen Jungs von Club Makumba auf die Bühne. Hart und kräftig geklopfte Rhythmen, ein Bass, der sich selbst als Stehbass nicht zurückhalten wollte, ein Saxophon, dass Hooklines kurz vor dem Überkippen blies, und ein Gitarrist, der seine Kunst von einem Schredder gelernt hatte. Das war laut, punkig, aufbegehrend. Da war der Fado weit weg.

Vielleicht ein Wegweiser, wie vielfältig die diesjährige WOMEX-Ausgabe werden würde.
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WOMEX 2022 im Überblick

Der Eröffnungsabend
Der erste Konzerttag
Der zweite Konzerttag
Der dritte Konzerttag

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