Yalla Miku ist eine realisierte Kopfgeburt, und gleichzeitig der Spiegel eines musikalisch sperrigen Teils der Genfer Pop/Punk/Trance/Jazzszene.
Die Grundidee dieses Projekts entstand im Kopf von Cyril Yeterian. Dieser Mann zieht seit Jahren mit seinen rauhen Songs durch die Schweizer Clublandschaft: Mama Rosin oder Les Frères Souchet hiessen zwei Stationen, seit ein paar Jahren tourt er als Cyril Cyril (Spotify). Gleichzeitig ist er Gründer und Labelchef des umtriebigsten und mutigsten Musiklabels der Schweiz Bongo Joe Records. Dass er nebenbei noch einen Plattenladen führt und dort Konzerte veranstaltet sei ebenfalls erwähnt.
Cyrils Traum war es, seine Wohn-Heimatstadt Genf – er selber kam in Beirut zur Welt – aus einem Blickwinkel zu zeigen, der nichts mit den Hotelsuiten für die Scheichs aus Arabien, mit den Diplomat*innen der UNO, denn edlen Karossen und den verschwiegenen Banker*innen zu tun hat. Sondern mit der musikalischen Kultur der Rhonestadt, mit den Untergrund, und mit ihrer gelebten, kulturellen Vielfalt. Er sagt:
I’ve always had this project to show the real international Geneva, and with all these different activities I am fighting to keep the city interesting and honor the underground life that happens here.
Die Mitstreiter dieses multikulturellen Projekts sind, neben seinem eigenen Bandkollegen Cyril Bondi, der Gründer der Trance Big Band Tout Puissant Marcel Duchamp, Vincent Bertholet, zusammen mit seiner «Hypercult» (bandcamp) Duo-Partnerin Simone Aubert. Anouar Baouna bringt seine marokkanische Gimbri in den Mix, Samuel Ades seine äthiopische Krar-Lyra und Ali Bouchaki seine algerische Darbouka. Alle nutzen auch ihre Stimmen.
Die drei Musiker aus dem Süden hatten die Schweiz über Flüchtlingsrouten erreicht, inkl. anschliessenden Auffanglagern. Sie trafen auf eine Gesellschaft, deren Mechanismen sie erst kennen lernen mussten. Man kann dies auch als Projekt-Metapher sehen, denn es ist auch die Grundstruktur des Projekts: die sieben Songs wurden von den Genfern als Grundstruktur vorgelegt, die Musiker aus dem Süden eigneten sich die Ideen an, und weiteten sie aus. Zusammen entstand etwas Neues – ein Fenster ins musikalisch multikulturelle Genf.
Die Songs sind nicht glattpoliert, es ist aber auch kein Kulturclash, sondern sie funktionieren über’s zuhören, einbringen, Platz lassen, Respekt zeigen.
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