Zanmari Baré, der grosse Mann mit der hohen, eindringlichen Stimme aus La Réunion, legt seinen Zweitling «Voun» vor: Eine Liedersammlung mit Sogcharakter.
Als Baré vor fünf Jahren seinen Erstling vorlegte horchte man auf: inmitten der temporeichen Maloya-Produktionen, die vorab auf’s Tanzbein zielten, plötzlich diese kräftige und doch zurückhaltende Tenorstimme, das war auffällig. Baré ist nicht der Mann des ausladenden Bühnenauftritts sondern ein Geschichtenerzähler. Mit seinem Bob (oder Bobre), dem Cousin des brasilianischen Berimbau, gibt er das Tempo vor. Seine Texte sind filigran ausgefeilte Poesie, vorgetragen in der singenden Creole-Sprache der Insel.
Stimmgewaltig
Vor allem aber diese Stimme: ein hoher Tenor, fast sirenenhaft zieht sie einen in den Bann. Wäre diese Stimme eine Gitarre, würde man von Riffs oder Hooklines reden, denn Sprache und Melodie sind so eng verwoben, in Schlaufen angelegt, dass sie sich sofort in Ohr und Herz bohren. Dazu kommen seine Bandmusiker, alles Freunde und treue Wegbegleiter. So sicher in den Chorstimmen, dass man oft fast ungläubig aufhorcht: was singen die da; so komplex und doch so sicher? Die Stimmenvielfalt entwickelt, gepaart mit den traditionellen Perkussionshölzer und Trommeln, eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann.
Man muss sich etwas Zeit nehmen für die Lieder, denn sie dauern gerne mal fünf, manchmal sogar acht oder neun Minuten. Einfach so lange wie die Geschichte und die Melodie-loops brauchen um sich zu entfalten. Dies ist keine radiokonforme Drei-Minuten-Song-Sammlung sondern eher ein Gedichtband, umgesetzt in Klang. Der Titelsong Voun ist das einzige Lied, das von einem Piano begleitet wird. Sonst gibt’s nur Bob, Stimmen, Rhythmus.
Zanmari Baré weiss mit leisen Tönen und viel kontrollierter Ausdruckskraft zu begeistern, zu betören, zu überzeugen.
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