Dies ist eine Lied gewordene Recherche in der poetische Vergangenheit Córdobas. Der Untertitel des Albums, «Masters Of The Word», beschreibt die Grundidee des Albums: es ist eine Hommage an die Dichter der Vergangenheit und der Gegenwart.
Im 9. und 10. Jhd. war Córdoba die grösste Stadt Europas. Unter der Herrschaft der Mauren wurde die Stadt zum Zentrum für Gelehrsamkeit und Kultur sowohl der europäischen wie der nordafrikanischen Völker. Juden, Christen und Muslime lebten hier meist friedlich zusammen. Neben der Wissenschaft blühte die Kunst, und vor allem die Poesie. Souad Massi holte anfänglich nur für sich selbst den fast vergessenen, poetischen Schatz aus den Archiven und Bibliotheken. Daraus entstand dieses Album: Die Einkleidung der Gedichte in Melodien von heute.
Die ersten Takte, Fingerpicking auf der Gitarre zeigen, dass Souad Massi wieder in die Welt zwischen Magreb und Andalusien zurückgekehrt ist. Bereits im zweiten Song tauchen jedoch neue Töne auf: Westafrikanisches Gebläse, arrangiert à la Mory Kante. Ein Reggae schleicht sich ein. Wenn die Songschreiberin ein Gedicht eines aktuellen Poeten, des im Exil lebenden Irakers Ahmed Matar vertont, entsteht ein Folkrock-Song mit Stadion-Qualitäten. Und bereits das nächste Gedicht, die arabische Version von Romeo und Juliet, gerät zur Jazzballade mit andalusischem Unterton.
Souad Massis Verbeugung vor den grossen Poeten des alten Cordobas und des arabischen Frühlings zeigen die Songschreiberin gereift, stilsicher und äusserst vielseitig.
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