Gudrun Mittermeier singt Wolfgang Ambros. Da synchronisieren sich zwei verwandte Seelenlandschaften.
Gudrun Mittermeier ist eine bayrische Songschreiberin zwischen Liedermacherei und Elektro-Pop. Wolfgang Ambros ist ein Wiener Liedermacher, der zu den Begründern des Austro-Pop gezählt wird. Pop ist nicht die grösste Gemeinsamkeit der beiden. Es sind die Songs: im ersten Moment melodisch anziehend, doch dann tun sich in den Texten Abgründe auf. Beide schreiben Lieder von den verheimlichten Seiten des Lebens. Leuchten in Seelenorte, wo man selbst im eigenen Leben nicht gerne hinschaut: Verletzungen, Zweifel, Vorverurteilungen, Lebensüberdruss.
Mittermeier hat aus dem riesigen Fundus von Ambros vier Songs ausgewählt. Die Sprachen sind sich ja in den Klangfarben verwandt, doch die Instrumentierung stammt aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Denn wo Ambros aus der rockigen Liedermacherei des späteren 20.Jhd. kommt, ist Mittermeier eine Frau des 21. Jhd. Digitale Electro-Klänge bestimmen ihren Sound. Die Texte der Songs haben Bedeutung behalten, seit sie niedergeschrieben wurden. Einzelne Songs (z.B. Minderheit) figurieren noch heute im Live-Repertoire von Ambros.
Einziger Wermutstropfen: Auf der EP sind nur gerade vier Songs drauf. Ein Anlass, auch in die anderen Werke von Gudrun Mittermeier reinzuhören. Oder in jene von Wolfgang Ambros.
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