Fabrizio Piepoli zeigt, dass das Mittelmeer mehr ist als ein Meer. Es ist ein Kulturraum. Hier finden Andalusien, Südeuropa, Magreb und Naher Osten zusammen.
Einmal mehr kommt eine überraschende Produktion aus dem Salento, genauer aus Bari. Was macht der Fado dort? Der gehört doch nach Portugal. Und was macht die Oud im Land der Tamburelli? Die Erklärung ist einfach: Fabrizio Piepoli ist an allen Genres und Klangwelten rund um das Mittelmeer interessiert. Wer ein bisschen in seiner musikalischen Vergangenheit forscht findet Mitarbeit in Bands wie Raiz, La Cantiga de la Serena oder Radicanto. Und damit jüdische, arabische, andalusische, balkanische, italienische und okzitanische Klangwelten. In einem älteren Solo- Projekt hat er auch das englische und irische Folkrepertoire bearbeitet.
Aus diesem Harmonie- und Melodienfundus heraus hat Piepoli sein aktuelles Album wachsen lassen. Als Multiinstrumentalist wechselt er von der Oud zur Chitarra battente, zur Saz, zur klassischen Gitarre oder diversen Perkussions-Instrumenten. Darüber hinaus hat er eine dramatisch-flexible, helle Tenor-Stimme. Er beschreibt die Entstehungsgeschichte seiner Songs so:
«Ich habe das, was mir zur Verfügung stand – Töne, Worte, Beobachtungen, Erinnerungen – in die Luft geworfen und beobachtet, wie sie wieder, total durchmischt, auf mich zurückfielen.»
«Maresiea» – das Wort beschreibt jenen Teil des Meereswellen-Schaums, der vom Wind gleich wieder aufgelöst wird – ist ein Album, das in seinen zehn Liedern mehr als zehn verschiedene Gefühle weckt. Es sind gerne traditionelle Melodien, deren Herkunft in Portugal, Sardinien, Calabrien oder Albanien liegen, aber in Bari, oder zumindest im Liederbuch von Fabrizio Piepoli, heimisch geworden sind.
Wer mit Piepoli durchs Mittelmeer reist lernt Leute und Mentalitäten durch ihre Melodien und Harmonien kennen. Es braucht keine Sprachkenntnisse oder Übersetzungen, nicht mal eine Seekarte, nur ein offenes Ohr.
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