Nicht die Hände verwerfen und stöhnen: schon wieder so eine Balkan Bläser Band! Das Gipsy Burek Orkestar ist wirklich anders. Schon in der Instrumentierung, aber auch in Arrangement und Groove.
Verschiedene Strömungen treffen im Gypsy Burek Orkestar aufeinander: Da ist zum einen die Fanfare Burek aus Brest, am westlichen Zipfel der Bretagne. Sie holen sich zusätzliche musikalische Verstärkung aus den Süden, aus Toulouse. Zu Gast sind sie in Mazedoniens Bläserhochburg Kocani. Und ebenfalls mit dabei der Trompeter Gaby Kerdoncuff. Der spielt nicht nur die Trompete, sondern auch die Bombarde, ein Oboe-verwandtes Instrument und hat seinerseits musikalische Projekte, die bis nach Kasachstan reichen.
Kriegt man das alles unter einen Hut? Ja, bestens! Der erste Klangeindruck scheint das Vorurteil zu bestätigen. Doch dann schieben sich die Arrangements in den Vordergrund, die viel »ausgeschriebener« klingen als die Hau-Ruck-Arrangements der Energie-Brass-Orchester. Der Sound insgesamt ist weicher. Die Bombarde singt in arabische Tonleitern, Sax und Klarinette haben einen Hang zu jazzigen Läufen, und verleitet auch die anderen Instrumente zu abenteuerlichen Ausflügen. Saz und E-Gitarre sind auch keine typischen Balkan-Brass-Instrumente und die Perkussion bricht immer wieder ganz fein den Takt. Gut heraushörbar: Dies ist kein Studio-Projekt, sondern Ergebnis von vielen Besuchen, wochenlangen Proben, Annäherungen und gewachsenen Freundschaften.
Lassen sie sich nicht täuschen, das ist nicht Balkanmusik wie man sie kennt. Hier schwingen im Herzschlag Mazedoniens auch West-Europa und Vorder-Asien mit. So lob ich mir die Globalisierung!
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