Nidia Gongora und ihre Frauen der Grupo Canalón de Timbiqui spielen gekonnt mit der Vielfalt an Rhythmen und Grooves, die entlang der Pazifikküste zuhause sind.
Die Grupo Canalón macht, im Vergleich zu anderen Gruppen aus dem Spektrum »Marimba & Cantos Tradicionales«, einiges anders. Bei keiner Gruppe, die ich im Rahmen des Festivals Petronio Alvarez sah und hörte, waren die Stimmen so zentral. Marimba und Perkussion sind in dieser Formation zudienlich und drängen sich nicht in den Vordergrund. Zudem nutzt jeder Song einen anderen Grundrhythmus, das schafft Dynamik.
An einen Unterschied muss sich ein europäisches Ohr jedoch gewöhnen: Die Stimmen sind nicht immer »rein«, wie unsere Hörgewohnheit es gerne hätte. Als Erklärung dient eine Geschichte des Marimba-Bauers Baudilio Cuama:
Ich baute auf Wunsch von modernen Musikern auch Marimbas mit temperierter Stimmung, und getunt auf den Kammerton von 440 Hertz. Als ich mit einem solchen Instrument ein Dorffest besuchte, konnten die Sängerinnen nicht auf die Töne einsteigen. Unsere Instrumente schwingen anders. Erst als man mir ein traditionelles Instrument beschaffte konnte das Fest beginnen.
Es ist ein bisschen vergleichbar mit den Chören aus dem Balkan: Dort werden die Töne auch nicht sauber, sondern leicht über dem »reinen« Ton gesungen. So ähnlich ist es auch in Kolumbien: die Harmonien dürfen ruhig etwas aneinander schaben. Bei Canalón de Timbiqui kommt noch dazu, dass die Arbeitsverteilung zwischen Leadsängerin und Chor, in Vergleich zu ähnlichen Gruppen, variiert: In einigen Songs, z.B. im Titelsong »Arrullando« wird die Leadmelodie zweistimmig gesungen.
Um in den Groove dieser Songs zu kommen empfiehlt es sich, in den Knien leicht mit zu wippen. Nach dem neunten Tänzchen wundert man sich dann, dass die CD bereits zu Ende ist…
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