Die Minyo Crusaders entstauben ein altes Songbook mit Folk Songs, die selbst bei den Japanern ziemlich unbekannt sind – Grandios!
Man höre in Japan die Min’yo-Songs heute fast noch bei den Sommerfestivals. Aus dem japanischen Alltag seien sie jedoch fast ganz verschwunden, lese ich. Erstaunlich, denn die Songs haben ihre Wurzeln in alten Worksongs, sind Lieder, die früher bei Kinderspielen gesungen wurden, gehören quasi zur japanischen DNA.
Die Minyo Crusaders sind eine zehnköpfige Truppe aus den Vorstädten Tokyos, die sich diesem alten Liederbuch auf erstaunliche Art nähern: Sie mischen die traditionellen Melodien mit zeitgenössischen Rhythmen. Latin, Boogaloo, Reggae, Cumbia oder äthiopische Grooves bilden so was wie Schuhlöffel für westliche Ohren zu Melodien, die für Westler sonst gerne etwas gar exotisch klingen.
Die Japaner haben Erfahrung in der Integration von westlichen Musikstilen. Nach dem zweiten Weltkrieg und die Stationierung von amerikanischen Truppen in Okinawa hatten Rock und Jazz einen grossen Einfluss auf die Musik-Szene. Nun werden Grooves der Weltmusik als Schlüssel zu diesem fast vergessenen Liederbuch benutzt. Die Umsetzung der Idee fiel umso leichter, als die Musiker der Minyo Crusaders bereits Veteranen in verschiedenen Weltmusik-Formationen Japans sind. Die Sounds sind alle handgemacht, die digitalen Instrumente übernehmen die Patina einer Zeit, die streckenweise an die 70er Jahre erinnern, oder noch weiter zurück, an den Jazz-Sound der 60er.
Als 2011 diese CD in Japan erschien, wurde sie begeistert aufgenommen. Auch die RedaktorInnen der westlichen Radiostationen sind begeistert – die CD schoss gleich nach Erscheinen bei uns auf die Charts-Spitzenplätze. Ein exotischer, manchmal etwas süsslicher, aber nie klebriger Sommercocktail!
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