Ich bin zur Zeit in Albuquerque, New Mexico. Indianerland. Ich bin beim surfen im Netz auf die Site von Native Voice One gestossen – die verbindende Radiostimme für alle Native Americans von Alaska bis New Mexiko. Sie haben, neben einer täglichen Phone-in-Talkshow die sich mit alltäglichen Problemen in den Reservaten beschäftigt, auch wöchentliche Musikspecials. Aus einem dieser Specials, «Earthsongs», habe ich mir einige Video zusammen geklaubt.
Klickt man sich durch die Playlists der jeweiligen Specials, so hört man alles: Von Country über Rock bis R’n’B und Folk – und sehr viel Hip Hop. Nicht verwunderlich, denn Spoken Words gehören zur DNA der Stämme. Ich habe aus diesem Sammelsurium einige Songs ausgewählt, in denen der indigene Anteil überwiegt. (Vielleicht ist es auch nur meine touristische Projektion.)
Eine der aktivsten Truppen die Dancefloor und politische Agitation verbinden sind A Tribe called Red (alle zuhause im «Reservat Six Nations»), hier mit der Stimme des leider schon verstorbenen John Trudell.
Samantha Crain (Choctaw) ist eine Singer-Songwriterin mit viel politischem Flair und eigenwilligen Folk-Songs.
Angeführt von den den Brüdern Mato und Pte Nanji (Nakota) spielen Indigenous einen melodischen, laidback Blues-Rock.
Raye Zaragoza (O’odham) ist eine Singer-Songwriterin in den Fussstapfen von Joan Baez oder Tracy Chapman: eine Frau, eine Gitarre und viel zu sagen. Als Protestsängerin stand sie beim Standing Rock Pipeline Protest in vorderster Reihe. Hier singt sie gegen die aktuelle Regierung, die dem amerikanischen Traum eine hässliche Fratze verpasst hat.
Und wenn wir schon schon bei den Protesten von Standing Rock sind, hier ist die offizielle Tonspur zum Aufstand gegen das Pipeline-Projekt.
Jeremy Dutcher (Wolastoq) ist ein Operntenor und Pianist. Aber er erinnert sich auch gerne seiner Wurzeln. Sein «Honor Song» gibt’s auch als ‚Billy-Joel-Version‚ – mir gefällt diese Version besser.
Zwei Generationen im Kampf für den Umweltschutz. Die musikalische Ikone der Natives, Buffy Saint-Marie (Cree) spannt mit der jungen Throat-Sängerin (Inuit) Tanya Tagaq zusammen.
Quantum Tangle sind Greyson Gritt (Anishinaabe-Métis) und Tiffany Ayalik (Inuit). Hier der Titeltrack ihrer gleichnamigen EP Tiny Hands, die ihnen 2016 einen JUNO-Award einbrachte.
Frank Waln (Lakota Sioux) ist einer der einflussreichsten Hip Hoper. Er rappt politischen Klartext. In «Treaties» lässt er die Elders selber zu Wort kommen, denn die kennen die gebrochenen Versprechen der alten Verträge besser. Auch eine Art von Geschichtslektion.
DJ Shub (Mohawk) war früher Mitglied von A Tribe called Red, machte sich aber 2014 selbständig. Indomitable war das Native Music Video des Jahres 2017.
Und zum Abschluss nochmals John Trudell (Santee). Der Aktivist und Spoken Word Poet war eine der markantesten Figuren des American Indian Movements und Sprecher bei der 19 Monate langen Besetzung der Gefangeneninsel Alcatraz, die als eine der wichtigsten Widerstands Aktionen der jüngeren Native Geschichte gilt. Im Jahr 1992 erreichte er mit «AKA Graffiti Man», zusammen mit dem Gitarristen Jesse Ed Davies (Komantsche / Kiowa) und dem Sänger Quiltman, auch die HörerInnen in Europa.
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