Hinter der Bandbezeichung Omiri steckt der Multiinstrumentalist, Archivdurchstöberer und digitale Tausendsassa Vasco Ribeiro Casais.
Auf dem Weg zu den musikalischen Wurzeln seiner portugiesischen Heimat lernte Casais eine Vielzahl von Folkinstrumenten spielen, von der Gitarre und der Nyckelharpa bis zum Dudelsack. Da man selten mehr als ein Instrument gleichzeitig spielen kann war es logisch, dass er sich auch mit den Technologien der digitalen Produktionsmaschinerie vertraut machte.
Dies ist die zweite Produktion unter dem Namen Omiri. Die erste, «Dentro da Matriz» (2010), wurde noch ganz in der Folk-Tradition komponiert und Spur für Spur mit den verschiedensten Instrumente eingespielt. Es fehlte jedoch die Stimme. Auf der Suche nach Originalsongs stiess Casais in den Musikarchiven dann auf Aufnahmen von Folksängerinnen und -Sängern. Dieses historische Material, und Neuaufnahmen mit unterschiedlichen Protagonistinnen, sind heute Ausgangsmaterial der elektronischen Transformationen.
Cut, loop & enhance
Als Elektro-Folk betitelt Casais seine Musik. Die Grundstruktur: Gedichte und Melodie-Schnipsel der Archivaufnahmen dienen als Rückgrat der Songs. Die Melodie-Bruchstücke und -Bögen werden geloopt, Passendes hinzukomponiert und -arrangiert, Gedichte dienen gern als sprachrhythmische Perkussions-Spur. Um diese Originalaufnahmen herum werden Folk- und Hardrock-Arrangements angelegt. So trifft eine alte Folkmelodie im Sequenzer eine neue Geige, eine krachende Gitarre oder ein durchqantisiertes Schlagzeug.
Es ist viel kreative Schnipselei und gut gewählte, manchmal etwas hart eingesetzte Digitaltechnik auf diesem Album zu hören. Die Folktradition aus zwei Jahrhunderten wird auf dem digitalen Amboss zu etwas Neuem zusammen geschmiedet. Über die Länge der gesamten Produktion wirkt das Strickmuster jedoch etwas repetitiv.
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