Ramo Teder und Marko Veisson sind Puuluup. Ihre Instrumente sind archaisch, ihre Kompositionen witzig, ihr Auftritt hat Slapstick-Charakter.
Zum Wichtigsten zuerst: die Hiiu Kannel. Das ist eine viersaitige Harfe, sie wird gezupft und gestrichen, wobei die Finger der linken Hand die Tonhöhe verändern. Sie gehört zur gleichen Instrumentenfamilie wie die Jouhikko, die wir bei Pekko Käppi kennen lernten. Zweitwichtigstes Instrument ist eine Loopstation, plus einige Effektgeräte. Die beiden Musiker könnten in ihrer Bühnenpräsenz zudem entfernte Verwandte von Buster Keaton sein, stoisch, verspielt.
Was Ramo Teder und Marko Veisson in den letzten drei Jahren komponiert, gepröbelt, Klänge geschichtet, Grooves konzipiert haben, ist auf diesem Zweitling zu hören. Man bemühe auch nicht das estnische Wörterbuch, denn was die beiden da singen sind nicht immer wirkliche Worte, sondern gern auch einfach Lautmalereien. Um die Geisteshaltung zu verstehen, mit denen die beiden an ihre Layer-Stapel aus Melodien und Grooves herangehen, mag ein Zitat weiterhelfen:
Wir lassen uns inspirieren von Nächten in Vormsi, Strassenbahnen im November, verliebten Junkies, Kriminellen aus Odessa und Antonio Vivaldi.
Die Kritik findet Beschreibungen wie «schräg und charmant», «urige Note», «It’s folk, it’s contemporary, it’s funny, and it’s danceable» – es ist tatsächlich nicht einfach, dieser Musik in Worten beizukommen. Am besten reinhören und begeistert werden. Denn trotz der beschränkten Klangquellen – zwei Harfen, zwei Stimmen – ist die Musik erstaunlich abwechslungsreich und vielfarbig.
Aus einer Zeitverknüpfung von Tradition und Moderne klingt Musik, die hypnotisiert. Wer nicht schmunzelt, hat zu wenig Muskeln im Gesicht.
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