Wer überrascht ist, wie rockig das Album klingt, hat Songhoy Blues noch nicht live erlebt. Denn von der Bühne kommen selten sanfte Bluestöne, sondern harte Riffs und knallige Beats.
Selbst die in der Tradition eines Afel Bokoum oder des Übervaters Ali Farka Touré geschriebenen Songs des Erstlings «Music in Exile» erhalten in der Live-Version Schärfe und Schmerz. Das hat nicht nur mit der Situation zu tun, dass die Vier nicht mehr in ihre Heimat zurück können – in Timbuktu herrschen die Extremisten. Sie sind heimatlos, sowohl physisch, aber auch im Herzen.
Nun haben sie ihre Live-Energie in ein zweites Album gepresst. Riffs dominieren, das Schlagzeug ersetzt die Kalebasse. Es ist wenig Trost in diesen Songs; Tempo, Unruhe haben den Taktstock übernommen. Die Texte beschäftigen sich nach wie vor mit der unhaltbaren Situation in Mali, der politischen wie der gesellschaftlichen. Zwänge, Einschränkungen, weg damit! Oder zumindest: denkt mal darüber nach!
Hier brodelt gut gedeckelter Zorn – und Rock ist die adäquate Ausdrucksform. Die Herkunft der Band, die Erinnerung an die Stetigkeit des Nigers, sind auch in den Rockstrukturen deutlich hörbar.
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