Die Songs of Gastarbeiter führen zurück ins vergangene Jahrhundert, in eine Zeit, die aus wirtschaftlichen Gründen die Migration förderte.
Europaweiter Wirtschaftsaufschwung, Arbeitermangel. Das war Realität in den 60er und 70er des letzten Jhds. Integration war noch ein grosses Fremdwort, man war vor allem an der Arbeitskraft der Menschen aus dem Süden interessiert. Essen und Musik waren für die Arbeits-Migranten die besten Möglichkeiten, sich noch einen Hauch alter Heimat in die Fremde zu retten. Vor acht Jahren veröffentlichten Imran Ayata und Bülent Kullukcu bei TRIKONT eine erste Ausgabe von Songs of Gastarbeiter mit Schwerpunkt türkische Diaspora.
Mit dieser zweiten Sammlung weiten sie den Herkunfts-Horizont aus: Griechenland, Spanien, Italien, und sogar einen Song mit kambodschanischem und gleichzeitig DDR-Hintergrund ist auf dem Sampler zu finden. Für viele Secondos und Secondas dürften diese Lieder Erinnerungen an Eltern oder gar Grosseltern wach rufen. Für die Älteren Hörerinnen und Hörer ist es eine Zeitreise zurück in jene Jahre, als viele Klischees über die Menschen aus dem Süden entstanden, die auch heute noch in unseren Köpfen herumspuken.
Doch auch in eine Zeit, als Musik der kulturelle Kit für die in der Diaspora Arbeitenden war. Bei Hochzeiten, Familienfeiern und im Freundeskreis wurden die Balladen gesungen. Es entstanden viele Hochzeitsbands, und sogar ein ganz spezifisches Musikgenre: Discofolk.
Musik als Brücke zwischen alter und neuer Heimat, sorgfältig dokumentiert in diesen Songs of Gastarbeiter, Vol 2. Die klangliche Patina in vielen Aufnahmen ist dem Zeit-Schleier von mehr als einem halben Jahrhundert geschuldet.
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