Sussan Deyhim & Richard Horowitz überraschten die Welt 1986 mit diesen Aufnahmen. Es sind Klänge aus einer anderen Welt, der Zugang dazu ist nicht ganz einfach.
Diese Aufnahmen von Sussan Deyhim & Richard Horowitz sind eine Herausforderung, selbst für musikalische Abenteurer. Wie es dazu kam (sehr verkürzt erzählt): Die iranische Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Sussan Deyhim hatte Teheran ein Jahr vor dem Sturz des Schah-Regimes verlassen. Sie tanzte in Brüssel in der Ballett-Company von Maurice Béjart. Ende der 70er Jahre verliess sie Europa Richtung New York.
Richard Horowitz, aus New York, studierte zwar Jazz und Elektronik, fand jedoch sein Herz-Instrument in einer einfachen, archaischen Flöte, einer Nay. Studien in Paris, lange Aufenthalte in Marokko, tief beeinflusst durch die Trance-Musik der Gnawa, traf er anfangs der 80er Jahre in den Noise Studio in New York Sussan Deyhim. Zusammen machten sie sich auf die Suche nach der Melodie hinter den Melodien, dem Klang hinter den Tönen.
Brian Cullman umschreibt im Booklet die Arbeit von Horowitz und Deyhim so:
They were imagining a music that had the energy of pop songs, the heartbreak of half heard melodies from far off in the night, and the rigor of a mathematical equation, but based on the sort of math a gifted child might invent : how many monkeys would it take to get from here to the end of the song if it’s not a very long song and if they’re very short monkeys?
Ein Solitair in der Musik-Produktion
«Desert Equation» erschien 1986, wurde 2021 remastered – und ist auch heute noch ein Solitär. Ein Prüfstein für jede Musik, die sich willentlich zwischen Genres und Geschmäcker pflanzt. Es sind Klanggemälde die entweder verführen (Desert Equation), verstören (I’m A Man) oder verunsichern (Azax Attra). Rechnet man dazu, dass die elektronischen Klangmaschinen-Bauer Mitte der Achtzigerjahre gerade mal den DX-7 oder den Prophet 5 hervorgebracht hatten, muss man sagen: die beiden waren Visionäre.
Für die Neuauflage wurden zu den originalen acht Songs drei Aufnahmen hinzugefügt, die sechs Jahre später von Sussan Deyhim und Richard Horowitz eingespielt wurden. Sie zeigen, dass die beiden Klangforscher noch immer auf der Suche nach der Musik hinter der Musik sind.
Es gibt wahrscheinlich zwei Hör-Reaktionen auf diese Produktion: Entweder man legt sie gleich wieder weg, kann damit nichts anfangen. Oder betritt immer wieder die Klanglandschaften um sie neu zu entdecken, zu verstehen, sich verzaubern zu lassen, oder um an ihnen zu zweifeln.
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