Was lange währt, wird kein Big Blue Ball, und in diesem Fall etwas gar überladen. Entstanden ist ein überproduziertes Popalbum in Ethnofarben.
Vor 17 Jahren begann dieses musikalische Langzeitprojekt. Das Konzept ist bestrickend: Musiker aus aller Welt treffen sich in den Studios von Peter Gabriels Realworld, sammeln Ideen, nehmen Songs und Songfetzen auf. Über die Jahre hinweg wird am Material weiter gearbeitet. Glücklich wer hier den Überblick über die Songfäden und Instrumentalspuren behält.
Die Zusammenarbeit funktioniert am besten, wenn die Arbeit innerhalb eines Kulturkreises bleibt: Die Herren Peter Gabriel, Joseph Arthur und Karl Wallinger machen wunderbare Popmusik: «Exit through you», hat aber nicht mehr viel mit Worldmusic zu tun.
Von Hallfahnen und Mixturen
Erstaunliche Kombinationen sterben in den Maschinen. So trifft der Multiinstrumentalist und Sänger Rossy mit seiner Valiha im Studio ein. Er singt nicht, er rapt. Später kommt der Bass von Jah Wobble hinzu und viel Technik. Im Endmix ist die Valiha weg und viel Techno-Schnickschnack bleibt übrig. In «Rivers» ertrinkt Martha Sebestyen beinahe in den Hallfahnen und irgendwo sollte noch eine Gitarre von Living Color-Gitarrist Vernon Reid zu hören sein. Anderes wiederum klappt: Natacha Atlas zusammen mit dem Hossam Ramzy Egyptian Ensemble – das bleibt im gleichen Kulturraum und die Sequenzer halten sich zurück. Aber so produziert Frau Atlas schon seit Jahren.
Realworld kann es auch anders. Während denselben Sessions entstanden auch die Aufnahmen der CDs A Week in Real World (1992), oder A week or two in Real World (1994). Wer mehr Songs und weniger Produktion liebt, sollte sich an die halten – wer Worldpop mag, kriegt hier die Ohren voll.
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