Bill Frisell hat sich mit seinen Gitarren und Effektgeräten ins Studio zurückgezogen, und hat vergangenen Melodien nachgespürt. Die Songs stammen aus dem eigenen, wuchernden Songbook.
Der erste Höreindruck sagt: typisch Frisell. Erst umgarnt er einen mit wattierten Süssmelodien, nur um einem dann die Wohligkeit durch den Fleischwolf zu drehen und zu zerkleinern. Ein zweiter Durchlauf sagt: Harmonie und Verfremdung halten sich die Waage. Die Verunsicherungen sind mit Vorliebe dann eingestreut, wenn man es sich gerade ein bisschen zu gemütlich in den Frisellschen Klangwelten eingerichtet hat.
Im Fachblatt «Jazzthing» stiess ich auf eine Pro/Kontra-Rubrik, die mich schmunzeln liess. Es erstaunte mich zu lesen, dass sich die Jazzkollegen nicht einigen konnte ob diese Produktion nun ein Meisterwerk, oder ein Abgesang sei. Die Pro-Seite (ul) schreibt:
Dass Frisell für dieses Album… seine eigene Diskografie fleddert, indem er Eigenes aus der Vergangenheit neu interpretiert …macht die Angelegenheit zum Vergnügen.
Die Kontra-Seite (wk) meint
Er träumt sich redundant durch sein Gesamtwerk. Er klingt dabei wie ein Jazzstudent, der verschämt hinter das Geheimnis von Bill Frisell dringen will.
Ohne hier dazwischen gehen, oder gar vermittelt zu wollen, meine Meinung: Wer Bill Frisell noch nicht kennt erhält mit dieser Scheibe einen wunderbaren Steigbügel. Alles ist da, von Kino-Bildern über Jazziges bis Zartbitteres und Dornen.
Rating:
Mehr Infos über Bill Frisell…