Wenn das Heim- oder Herzweh dich ins Glas drückt, die Vergangenheit verwelkt ist, dann ist die richtige Zeit, dieses Album aufzulegen. Melancholie aus dem Osten.
Dreh- und Angelpunkt von Ersatzmusika ist die Malerin, Schreiberin und Musikerin Irina Doubrovskaja. Sie hat einige ehemalige Landsleute in ihrer jetzigen Heimat Berlin um sich geschart. Die Anfänge der Band beschrieb sie als eine Art vertonte Briefe. Als die Möglichkeit, mit all jenen Freunden in Kontakt zu bleiben, welche die Sowjetunion ausgespukt und in alle Ecken der Welt verstreut hatte. Genaueres liest man bei laut.de. Eine andere Beschreibung ihrer Musik versucht Irina auf MySpace: post-soviet urban folk from Berlin.
Egal wie die Definition lautet, die Musik ist schwermütig. Die Tempi sind grösstenteils schleppend, die Melodien von Irina schwermütig. Wenn mal etwas Beat angesagt ist, artet es eher in eine leicht betrunkene Schunkelmelodie aus. Die Instrumente sind seltsam trocken aufgenommen, das Schlagzeug rumpelt, und im Gesamtsound hängen dann elektronische Effekte wie Spinnweben. Die Kritiker ziehen Vergleiche mit Tom Waits, Kurt Weill, oder Velvet UndergroundT und ihrer legendären Sängerin Nico. Das ist wohl etwa gar hoch gegriffen. Dazu sind die Arrangements zu vorhersehbar, die Melodien zu oft mit demselben Messer geschnitzt. Eine Artverwandtschaft mit Ohrwürmern ist den Liedern aber nicht abzusprechen.
Ersatzmusika ist eine Art Nostalgie-Produktion. Gerade für jene, welche den realen Kommunismus nie kennen lernten, und hier den melancholischen Beweis einer grauen Zeitspanne der Sowjetunion heraushören.
- Wild Grass [audio:2009/06/wild-grass.mp3]
- Winter 19 [audio:2009/06/winter-19.mp3]
- Antediluvian [audio:2009/06/antediluvian.mp3]
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