Die aktuelle Produktion der Tunesierin Ghalia Benali ist ein Brückenprojekt erster Güte: arabische Grundnote, jazziges Umfeld. Goethe würde sagen: ein nord-südlicher Divan.
Schon immer bevorzugte die zwischen Belgien und ihrer alten Heimat Tunesien hin- und herpendelnde Sängerin und Schauspielerin stiloffene Mitmusiker. Mit den Bläsern der Jazz-Truppe Mâäk und dem Oud-Virtuosen Moufadhel Adhoum (Miglied von Hijaz) hat sie genau solche Musiker um sich geschart. Der Ursprung dieses Album liegt bereits drei Jahre zurück. Im arabischen Frühling brachen Benalis Kontakte zur arabischen Welt ab, das Internet war lahmgelegt.
In dieser Situation erhielt sie aus Ägypten ein Gedicht des Poeten Abdallah Ghoneim, das von der Verbundenheit (MwSoul) alles Lebendigen, jenseits trennender, politischer oder geografischer Realitäten erzählte. Um diesen Grundgedanken herum baut Benali elf Songs, nutzt den Begriff der Liebe als die Klammer, die alles verbindet.
Eine Tuba legt eine klare Grundlinie, Oud und Perkussion verzieren und bauen Farben- und Groove-Schnörkel. Zwei Saxophone und eine Trompete spielen mit dem Gesang der Benali, kontrastieren, verwehen oder kommunizieren mit ihren mäandernden, arabische Melodien. Der Gesang kippt gerne in eine Rezitation, oder verlässt die Worte, um improvisierte Ton-Girlanden in die Bläsersounds zu legen.
Es ist erfrischend und manchmal auch herausfordernd zu hören, wie sich hier Musiktraditionen aus ganz unterschiedlichen Welten zum gemeinsamen Fest der Hoffnung finden. Ghalia Benali ist einmal mehr eine sichere Brückenbauerin.
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