Wer sich auf die Songs und Sounds von IzangoMa einlässt, sollte vorurteilsfrei Klangwelten wahrnehmen wollen, und nicht leicht zu verunsichern sein.
Wirklich festgemacht werden kann nur die Entstehung dieser Produktion. Epizentrum des Projekts sind Sibusile Xaba (voc, keys) und Ashley Kgabo (synths, snare, drum-machine), beheimatet in Pretoria, Südafrika. Entstanden sind die Kompositionen und Aufnahmen über die Jahre, zusammen mit Musikstudenten aus Mosambik, die mehr und mehr in das Projekt integriert wurden. Es entstand eine wuchernde Jam- und Produktionsgemeinschaft, die Klanggebäude entstehen liess. Aus ihnen heraus entwickeln sich, ganz ohne Ansatz, erkennbare Formen, die aber gleich wieder von wuchernden Sound-Kaskaden überwachsen werden.
Analoge und digitale Rhythmen durchkreuzen und ergänzen sich, brechen wieder ab, stolpern über sich selber. Spoken Words Halb-Melodien wetteifern über weite Strecken mit Rhythmen, fallen ab und an in Call-Response-Gesänge der Township-Tradition. Bläser und Flöten tauchen wie Verwandte im Familienkreis auf, manche passen zum Fest, andere stehen quer in der Gegend – aber sie gehören eben zur Familie. Eine Basslinie hält vielleicht eine Ansprache, bricht dann aber mitten im Satz ab, und verabschiedet sich von der Bühne, aus der Gemeinschaft. Zuweilen sind alle in unterschiedlichen Richtungen unterwegs.
Die Musiker binden ihre Klangstrukturen auch an eine spirituelle Weltanschauung. Die grosse Allmutter, die Ahnen werden angerufen. Die Musik ist Beschwörung, ist Trance, ist Ritual, ist Überlieferung. Und deshalb auch nicht zugänglich für unsere gewohnten Werkzeuge wie «Verständnis», «persönlicher Bezug» oder musikalische Analyse. Selbst Wortfetzen wie: «Democracy? I think it has potential.» wirken in diesem Umfeld seltsam unpolitisch. Nicht mal der Begriff Afrofuturismus bringt eine tragfähige Verständnisbrücke.
Auch wenn man diese Soundwelten annähernd zu verstehen meint, bleiben sie doch fremd. Als Zuhörer verlasse ich die Klangwolken, als käme ich gerade aus einem ziemlich verrückten Traum, aus dem heraus ich nur einzelne Bildfetzen mitnehmen konnte. Vielleicht eine leise, aber nicht unangenehme Verwirrung.