Geübt in der Kunst, die westliche und die arabische Welt zu vermischen, harte Beats und weiche Melodien zu verweben macht Natacha Atlas den nächsten Schritt: Sie lässt die Maschinen weg und wird orchestral.
Der Pianist und Arrangeur Harvey Brough tourte 2006 und 2007 mit Natacha Atlas und einem Orchester. Im Repertoire: Klassiker aus der arabischen Welt. Daraus wuchs dieses Album: Eine Handvoll Kompositionen der Rahbani Brothers, den Hauskomponisten der libanesischen Legende Fairuz, Songs aus dem Liederbuch des ägyptischen Superstars Abdel Halim Hafez, plus einige Eigenkompositionen. Für Natacha Atlas ist dieses Album ein Wagnis, denn ihre Fans kennen sie als die Frau, welche die arabische Gesangswelt mit der modernen Studio-Hochtechnologie verknüpfte. Hier aber ist alles akustisch, handgemacht, und die Grooves brauchen Zeit bis sie sich entwickeln.
Gerade die Rahbani Brothers zeigen, dass es schon immer Komponisten gab, welche arabische und europäische Musikelemente und -Stile genial zu verweben vermochten. Für Schweizer: «Ya Laure Hobouki» ist wohl direkt verwandt mit «Simelibärg». Und «El Asil» swingt mit ägyptischem Schmelz im Hula-Groove. Selbst wenn durch die akustische Instrumentierung, insbesondere die Streicher, einige Songs die Patina eines schwarz-weiss Films erhalten, so sind die Interpretationen doch frisch, warm und modern.
Treue Fans mögen die Grundbeats der Sequenzer vermissen, andere werden sagen: Endlich ein akustisches Werk! Auf jeden Fall ein mutiges Album – zeitentrückt, betörend, verzaubernd.
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