Noam Pikelny, der Banjo-Spieler der Punch Brothers, legt seine vierte Solo-Scheibe vor. Ich möchte sie als „ernsthaft verspielt“ charakterisieren.
Was macht der Musiker, der nicht gerade an einem Song feilt, oder die Arrangements aus der letzten Bandsession nochmals durchgeht? Richtig, er lässt seinen Fingern auf dem Instrument etwas Auslauf. Songstrukturen spielen dabei weniger eine Rolle als Entdeckerfreude und harmonischer Wagemut. So könnte diese Produktion zustande gekommen sein. Wie es genau gegangen ist (oder eben auch nicht…), erzählt Noam in einem Kurzfilm auf YouTube. In dem leicht surrealen Film erfährt man auch viel über den tiefschwarzen Humor des Musikers.
Auf der CD erzählt Pikelny zwischen einigen Klassikern aus dem amerikanischen Folk- & Bluegrass-Songbook von seinen ausführlichen Wanderungen auf dem Banjohals. Wer ihn als kreativen Schüler der Tradition kennen lernen möchte sei an sein Soloprojekt «Noam Pikelny plays Kenny Baker plays Bill Monroe» aus dem Jahr 2013 verwiesen.
Respektvoll respektlos
«Universal Favorite» ist ein harmonisch-abenteuerliches Hüpfen rund um den Quintenzirkel, zugleich ein artistisch-rhythmisches Feuerwerk für die Picking-Finger der rechten Hand. „Ernsthaft verspielt“ sage ich dem, denn es ist zum einen Theorie-lastiges ausloten der harmonischen Möglichkeiten, auf der anderen Seite beispielhaftes „das-geht-so-eigentlich-nicht-aber-ich-mach’s-trotzdem“.
Wer das Banjo mal etwas anders hören möchte und sich nicht um Schulbuch-Songstruktur-Aufbau kümmert hat hier eine amüsante Harmoniewanderung vor sich. Und Solo-Album ist ernst gemeint: Banjo, manchmal mit Stimme, fertig.
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Mehr Infos über Noam Pikelny….