Seu Jorge überrascht immer wieder – aber nicht immer ist seine Überraschung auch nachhaltig. Beim neusten Werk bin ich mir noch nicht so sicher.
Als Schauspieler zeigte er uns 2002 die Favelas in «City of God», gleichzeitig lieferte er mit «Carolina» seinen fulminanten Einstand in der internationalen Musikszene. Es folgten das stimmige akustische Album «Cru», sein Auftritt in «The Life aquatic» und seine genialen brazilianischen Interpretationen von Bowie-Songs. Dann ein wunderschönes Live-Album zusammen mit Ana Carolina. 2008 erleben wir Seu Jorge als bluesender und rockender Disco-Brasilianer mit einem neuen Album – und auf der Leinwand ist er in «The Escapist» zu sehen. Der Mann steht nicht still.
Sein aktuelles Album kommt daher, als seien die 80ziger Jahre und der Bahia-Sound wieder auferstanden. Rockiger Tanzboden ist angesagt. E-Gitarren und Geigen, Mundharmonika und fadengrades Schlagzeug. Seu meint dazu: «Die Instrumentierung ist manchmal ein Witz auf die amerikanische Kultur. Eigentlich kommen unsere musikalischen Haupteinflüsse aus Europa, aus Portugal. Aber jetzt wollen wir auch zu den Gewinnern gehören wie gute Amerikaner.» Es gibt einige Nummern, wie «Mariana», da fällt der Glitter ab, kommt Bossa-Feeling und Nähe zum Vorschein – um im nächsten Song «So no Chat» mit einem Mix aus Candomblé und Bo-Diddley-Rhythm wieder loszulegen.
Bei den Vorgänger-Alben konnte man leichter sagen «gefällt» oder «gefällt nicht» – hier muss man sich eingehender mit den einzelnen Songs auseinander setzen. Kalt lässt er einen auf keinen Fall
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