Wir leben ja in einem Recycling-Zeitalter, aber man sollte nicht schlecht abkupfern und es als Kreativität verkaufen. Shantel macht’s trotzdem und produziert Langeweile.
Unbestritten hat DJ Shantel Lob verdient für seine Spürnase. Er kleidete zusammen mit seinem Mitstreiter Marcus Darius die Balkanbands von Fanfare Ciocarlia bis Taraf de Haidouks in Tanzkleider und brachte sie auf den Dancefloor. Seit der ersten «Bucovina Club»-Produktion sind sechs Jahre vergangen und Shantel hat sich von seinen Inspirationsquellen entfernt. Bereits die Vorgänger-Produktion «Disko Partizani» kam als Soloprojekt mit Gästen daher – allerdings griff Shantel noch auf traditionelles Songmaterial zurück.
Mittlerweile hat die Produktionstechnik die Musik platt gemacht. Nix gegen sauberes Stakkato-Gebläse – dass es aber mehr Emotion entwickelt, wenn es nicht in aller Konsequenz durch den Computer-Fleischwolf gedreht wird, haben die Bucovina-Produktionen gezeigt. Heute sind die Bläser (und die meisten anderen Instrumente) nur noch genau, aber blutleer, dienen als Materialgeber für die Produktion von Loops. Selbst wenn er Marko Marković ein Solo trompeten lässt nützt es wenig, wenn das Umfeld wie ein Abklatsch von Scooter tönt. Wer nachvollziehen will, wie Herr Hantel mittels maschinell-stampfenden Exorzismus die Seele aus der Musik vertreibt, kann den Vergleich zwischen dem Original von «Sura ke mastura» (1936) des Rembetiko-Sängers Anestis Delias und der Balkan-Techno-Recycling-Version von Shantel machen – und das ist der beste Song auf dem Album…..
Shantel verzichtet auf seine Quellen und meint, es selber besser zu können, kann er aber nicht. Das ist stumpfer Euro-Pop, bei dem die Emotion in der Brieftasche sitzt.
Rating:
Mehr über Shantel…
Du sprichst einem aus der Seele ;-). Schöne Grüsse aus dem norient