Weit ist der Osten, und Musik aus der Balkanregion muss nicht erst durch die Sequenzer, um ins Herz zu treffen. Das belegt einmal mehr die Tschuschenkapelle mit ihrem 15. Album.
Im Zentrum der Tschuschenkapelle steht Sänger und Gitarrist Slvako Ninić. Seit über 20 Jahren pflegen er und seine Mitstreiter die Musiktradition zwischen der Ostsee und Kreta. Obwohl «Tschusch» ein Schimpfwort für Zugewanderte aus dem Balkan ist, gibt es kaum eine wienerischere Band als die Tschuschenkapelle. Inmitten des Balkan-Brass-Techno-Hypes steht die Truppe für das Lied, für Schmeicheleien und Herz-Schmerz-Transfer jenseits von Kitsch und Karriere-Strategie.
Otto Lechner bringt für zwei Lieder sein Akkordeon ins Studio und singt mit Slavko «Wie A Hund». Eine gehörige Portion Wiener Schmäh trifft auf bosnische Sevdalinka, Rembetiko-Töne mischen sich mit Klezmer-Anleihen. Selbst wenn eine Melodie süss wie Honig ist, wird sie nicht klebrig. Es sind nicht einfach Tanznummern, obwohl der Fuss gerne mit wippt, sondern oft auch konzertant verschachtelte Erinnerungen von unterwegs. Müsste man den ganz eigenen Stilmix und die Ehrlichkeit der Truppe beschreiben, dann vielleicht, dass sie so was wie die Blutsbrüder von Bratsch sind.
Grenzen sind unwichtig auf dem Kontinent der Musik.
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