Die Fortsetzung einer Liebesbeziehung, oder wenn sich amerikanische Roots-Musiker in die musikalische Welt des Balkans verlieben.
Akkordeonist Jeremy Barnes und Geigerin Heather Trost sind der harte Kern von «A Hawk and A Hacksaw». Und sie sind Weltenbummler, im Leben und in der Musik. Sie hatten schon die Finger im Spiel, als 2006 ein gewisser Zach Condon, a.k.a. Beirut, mit dem Album «Gulag» versuchte, der amerikanischen College-Jugend die Klangwelten des Balkans vorzustellen. Während Beirut sich in der Folge Mexiko zuwandte, machte es das Duo umgekehrt, brach die Zelte in New Mexico ab und schlug sie neu in Bukarest auf. Ihre Zusammenarbeit mit dem Hun Hangár Ensemble ergab 2007 eine erste Produktion. Das vorliegende Album ist quasi die Fortsetzung, mit erweitertem Musikerstamm.
Die Inspiration für die Amerikaner sind Bands wie «Taraf de Haidouks» oder «Fanfare Ciocarlia». Und irgendwo zwischen Lautari-Musik und Balkan Brass ist die aktuelle CD auch angesiedelt. Die mehrheitlich instrumentalen Stücke sind Kompositionen von Barnes. Aber er zählt bei der Interpretation klar auf das handwerkliche Können und die Virtuosität der ungarischen und rumänischen Musikern. Er selber treibt mit seiner Stakkato-Handorgel die Band an, unterstützt von Balázs Unger am rasenden Cimbalon. Die Bläser und Streicher hechten hinterher. Die ganze Produktion holt einen rechten Teil ihrer Energie nicht aus schönen Arrangements, sondern aus der Punk-Attitude: Let’s go! und noch etwas schneller. Im Gegensatz dazu singt die Stimme in den beiden Songs im Zeitlupentempo. Heather Trost liefert mit ihrem «Vasilis carries a flaming skull through the forest» einen ruhigen Gegenpol, und die Möglichkeit, auch mal zu verschnaufen.
Wer an der Balkanmusik vor allem die halsbrecherischen Tempi liebt, kommt auf seine Kosten. Nichts für Liebhaber von sauber gespielten Arrangements.
- Kertész [audio:2009/08/kertesz.mp3]
- Hummingsbirds [audio:2009/08/hummingbirds.mp3]
- Vasilis carries a flaming skull through the forest [audio:2009/08/vasilis.mp3]
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