In der Musik von Ana Lua Caiano fiept, keucht und stampft es. Aus dem Land des Fado kommt eine ländliche Volksmusik, gewachsen in Lissabon.
Ana Lua Caiano macht seit Kindesbeinen Musik, studierte alle Stilrichtungen zwischen Klassik und Jazz. Dann kam die Pandemie, und die Musikerin wurde auf sich zurückgeworfen. Und auf ihre Maschinen. Denn sie kennt sich bestens aus mit der modernen Technologie. Die Loopstation wurde zur Bandpartnerin. Doch die Wurzeln ihrer Kompositionen nähren sich nach wie vor in jenen Kassetten die sie im elterlichen Haushalt hörte: Volkslieder aus den Provinzen Portugals, Revolutionslieder aus den 70ern, als das Land seine Dikatur abschüttelte.
Die Songs der Solokünstlerin tragen schwere Schuhe. Sie stampfen die Rhythmen. Da ist nicht viel Zärtlichkeit in der Musik, sondern eher ein anhaltendes Kopfschütteln über die Wirrnisse des Lebens. Es sind nicht nur ihre Geschichten, die sie singt, rappt, hechelt, haucht, sondern Erzählungen von Freundinnen, Gespräche die sie im Bus gehört hat. Flirrende, hektische, eingefangene Klangfetzen mischen sich dazu, Allebäume huschen an den Busfenstern vorbei, das Fieber einer Grossstadt, dazwischen wieder Hirtenflöten. Die Songs, alle ziemlich kurz, entwickeln eine Sogwirkung, die verwirren, faszinieren.
Folktronica aus Lissabon – überhaupt nicht das, was man aus der Hauptstadt erwartete. Umso spannender.
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