Ein Tribut, eine Referenz und ein Song-Sammlung voller Erinnerungen, das ist das Konzept dieses Albums. Angélique Kidjo kann alles singen, aber manchmal überinterpretiert sie die Songs.
Westafrikas Musikleben Mitte des letzten Jahrhunderts ohne die Einflüsse von Soul, Jazz, Funk und Latin aus Amerika oder Europa ist kaum vorstellbar. Diese Radio- und Pop-Songs gehörten mit der gleichen Selbstverständlichkeit zur musikalischen Grundnahrung der jungen Angélique Kidjo, wie die traditionellen Lieder oder die Theaterstücke, welche ihre Mutter auf die Bühne brachte. Und wie ich durch diese CD erfahre, spielte man in Benin schon früh Bollywood-Filme, die wegen der Verbindung von Tanz und Musik sehr beliebt waren. «Õÿö» ist ein musikalisches Erinnerungsalbum mit Kompositionen aus diesen Jahren. Die Helden von damals heissen James Brown, Otis Redding, Marvin Gaye oder Carlos Santana.
Miriam Makeba und Aretha Franklin waren die grossen weiblichen Vorbilder. Jedes Vorbild ist mit einem Song vertreten – und das ist die Stolper-Falle dieses Konzeptes. Angélique Kidjo setzt viel Ehrgeiz in die Arrangements oder die eigene Stimme, und lädt Gäste ein. Alles getreu der Aussage: «It’s the singer, not the song». Aber nicht immer gelingen die Interpretationen, oft sind die Tempi leicht überdreht, die Arrangements ein paar Layers zu dicht. Kidjo singt wie immer strahlend gut, aber ich erhielt das Gefühl, dass sie unbedingt besser als die Originale sein wollte. So fallen auch die beiden für dieses Album neu komponierten Songs «Kelele» und «Afia», als Referenz für die Zeit des Highlife und für die brasilianischen Einflüsse, sehr positiv auf.
«Õÿö» kommt mit dem Anspruch «Alles, mit Allen, für Alle» daher – und da bleiben Leichtigkeit und unangestrengte Selbstverständlichkeit etwas auf der Strecke.
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diese CD ist spitze – natürlich vorgetragen von einer tollen Musikerin/Sängerin.
ist toll wie sie sich an alte Hits heranwagt und sie interprediert – einfach toll.
Weiter soooooooo !!!! schade das dies die Altmeister Otis R., Curtis M., J.B.) nicht mehr erleben konnten.