Çiğdem Aslan blättert weiter im Rembetiko-Liederbuch. Von Izmir und Piräus aus geht es jedoch auch landeinwärts, ins alte Thrakien und nach Anatolien.
Der Kranich ist ein auf allen Kontinenten heimischer und hoch geschätzter Zugvogel. In der alten griechischen Mythologie wird er gleich drei Göttern zugeordnet: Apollo, Demeter und Hermes. In China stand der Vogel für Weisheit und langes Leben. Die Japaner wussten: wer 1000 Origami-Vögel faltet hat bei den Göttern einen Wunsch offen. Und die Vögel sind ein Friedenssymbol.
Rembetiko, die Musik der Vertriebenen, erlebt in unserer Zeit eine Renaissance. Çiğdem Aslan, die kurdische Sängerin, aufgewachsen in Instanbul, heute in London zu Hause, weiss wie einem zumute ist wenn man die alte Heimat verlässt um eine neue zu finden. In Nicolaos Baimpas, ihrem musikalischen Arrangeur, hat Çiğdem einen verwandten Geist gefunden. Der griechische Kanun-Virtuose lebt und studiert ebenfalls in England. Die beiden feilten so lange an den ausgewählten Liedern bis die alten Melodien zu funkeln begannen. Eine transparente Produktion zeigt die hohe Virtuosität der Band und der Studiogäste.
Auch wenn jeder Instrumentalist ein Meister seines Faches ist, strahlender Mittelpunkt ist die Sängerin. Sie interpretiert mal schnippisch, mal nachdenklich die Lieder von Sehnsucht, Rausch, Verzweiflung, Wut und Liebe. Mühelos wechselt sie Sprachen und musikalische Skalen. In der Haltung ist sie immer noch die „Mortissa“, die starke Frau, der kein Mann irgend etwas vormachen kann, geschweige denn befehlen.
Glänzende Musiker und eine Sängerin mit Charme und Können – hier erwacht ein altes Liederbuch zu neuem Leben.
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