Sevdah wird gerne als der Blues des Balkans bezeichnet, hat aber ganz andere Wurzeln. Damir Imamović ist einer seiner bekanntesten Interpreten.
Die Heimat der Sevdalinka ist Bosnien Herzegovina, oder vielmehr der Bosniaken. Der Name entstammt dem türkischen Sevda, was soviel heisst wie Leidenschaft. In den meisten Sevdalinka schwingt jedoch nicht die erfüllte, sondern die sehnsüchtige Liebe die Hauptrolle. Auch dies vielleicht ein Überbleibsel seiner Herkunft, denn die Sevdalinka entstand im 15. Jhd, als die Ottomanen im Balkan die Herrschaft eroberte. Es war vor allem die höfische Liebe, die damals besungen wurde – und die ist umständehalber fast immer sehnsüchtig und unerfüllt. Sevdah wird für die damit verwandte Volksmusik-Gattung verwendet.
Damir Imamović wurde in eine Familie von Sevdah-Sängern und -Musikern geboren, wobei er in einem Songlines-Interview erzählt:
«Anfänglich wollte ich nichts davon wissen, weil alle mich fragten: Und wann beginnst du zu singen?»
Es war während des Bosnienkriegs, genauer, während der Belagerung von Sarajewo (1992), dass Damir die ersten Griffe auf der Gitarre lernte – weil «wir Jungs ja sonst nichts tun konnten». Weil er seinen Vater früher oft an dessen Auftritte begleitet hatte waren ihm die Lieder vertraut. Als er schliesslich mit der Editierung des Liederbuchs seines Grossvaters Zaim betreut wurde – Zaim Imamovic war in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine bosniakische Folk-Ikone – war’s um ihn geschehen.
Seit 2006 hat Damir Imamović an seinen eigenen Fertigkeiten in Stimme und Begleitung gearbeitet, Sevdah-Forschung betrieben, mehrere Alben eingespielt, und gilt als eine der Lichtgestalten der modernen Sevdah. Ein Teil seines Werdegangs spiegelt sich im Film «Sevdah» von Marina Andree-Škop.
Diskografie (Auszug):
2006: Svira Standarde
2008: Abrašević Live
2010: Damir Imamović
2016: Dvojka
2020: Singer of Tales
Schreibe einen Kommentar