Grooves und Melodien, aufgesogen rund um’s Mittelmeer, zusammengefügt und verschweisst am Lac Léman in der Schweiz: El Mizan.
Chaâbi, Rock bis Punk, ein Schuss Raï, eine rechte Ladung Indie-Power, und Offenheit für neue musikalische Entwicklungen: das sind El Mizan. Die musikalischen Geschmäcker Algeriens, Marokkos, Ägyptens und der Schweiz treffen in dieser Truppe aufeinander. Dazu kommt eine Portion Naher Osten und Balkan, und viel Neugier, wohin die Musik einen treibt.
Als ich «Harba» zum ersten Mal anspielte funkte mir ständig meine Erinnerung dazwischen. Ich hatte die Truppe im April live erlebt, und eine ungestüme, wilde Rocktruppe im Gedächtnis. Doch die ersten drei Songs dieses ersten, ausgewachsenen Studioalbums zeigen Zurückhaltung, zuweilen gar so etwas wie Zartheit. Doch die Unruhe unter der Oberfläche ist spürbar.
In der zweiten Hälfte der Produktion bricht die Energie dann durch. Es darf auch mal disharmonisch sein, auch ziemlich wild. Dann wieder mit theatralisch grosser Geste, fast ein bisschen Art-Rock, dramaturgisch inszeniertes Geschichtenerzählen. Jetzt dürfen Gitarre und die elektrifizierte Mandole richtig knallen. Schliesslich bedeutet «Harba» ja auch Flucht. Doch es ist kein ungeplantes Davonrennen, eher ein kontrollierter Häutungsprozess. Ausruhen kann man sich selten, denn mit jedem Song steigern sich Tempo und Härte.
(Un)gezügelte Energie, Raum einnehmen, abdrücken – die Schweizer Romandie hat eine wache, kräftige, magrebinische Powertruppe.
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