Für einmal kommt eine musikalische Überraschung nicht aus Paris, Marseille oder Lyon, sondern aus Lille: Ladaniva – auf einer Scheibe rund um die Welt.
Ladaniva sind im Kern ein Duo: Sängerin Jaklin Baghdasaryan und der Multiinstrumentalist Louis Thomas. Auf der Bühne wachsen sie zum achtköpfigen Orchester an. Baghdasaryan ist Armenierin, wuchs später in Belarus auf. Als 18jährige schrieb sie sich ins Jazz-Konservatorium in Lille ein. Dort traf sie auf den Trompeter Louis Thomas, der in seinen musikalischen Lehrjahren durch Afrika und Südamerika gereist war. Seine musikalischen Präferenzen liegen irgendwo zwischen der Insel La Réunion und den Hügeln des Balkans.
Was die beiden seit Beginn dieses Jahrzehnts komponieren ist so was wie ein weltmusikalisches Kaleidoskop, eine Jukebox mit Melodien aus allen Himmelsrichtungen. Als ein Song aus Jaklins Heimat 2020 auf YouTube durchstartete wussten sie, dass sie auf dem richtigen Pfad waren. Es folgte eine erste EP 2021. 2022 interessierte sich der Musikkanal von ARTE TV für die wandlungsfähigen und viel-harmonischen Musiker*innen aus Lille, und schnitt einen Auftritt mit. Einige Singelaufnahmen später ist jetzt der erste ausgewachsene Longplayer erschienen.
Gesungen wird in Armenisch, Russisch oder Französisch. Die Melodien sind irgendwo zwischen den Weiten jenseits des Urals und den Jazz-Clubs in Frankreich entstanden. Für einige Ohren sind vielleicht fast zu viele Herkunftswechsel im Repertoire. Doch genau das ist die Song-Philosophie der beiden: nicht in der eigenen Kultur verharren, sondern neugierig bleiben, stilistisch reisen. Oder wie sie in «Wayo Waya» singen:
Geh raus, verlasse dein Haus. Schau dir die Welt an, wenn du kannst, triff Leute mit anderen Mentalitäten und Lebensweisen. Schliess dich nicht in deiner eigenen Kultur ein.
Ladaniva ist ein frisches Wechselbad von Melodien und Rhythmen aus allen Weltgegenden, poppig, neugierig und ehrlich.
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