Mario Lucio, der ehemalige Kopf der Kapverdischen Truppe Simentera, legt ein weiteres Soloalbum vor, das eigentlich ein Duett-Album ist, denn er reiste mit seinen Liedern von Bamako bis Havanna.
Ein wichtiger Beitrag der Truppe Simentera war es, in den 90er Jahren, die kapverdische Musik etwas weiter zu fassen, in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Die Inselgruppe ist seit mehreren Jahrhunderten ein wichtiger Ankerpunkt zwischen Europa, Afrika und dem amerikanischen Kontinent. Hier treffen westafrikanische, portugiesische, brazilianische und karibische Kulturströme zusammen. So ist es denn auch nachvollziehbar, wenn Mario Lucio sein neustes Werk dem Atlantischen Ozean widmet.
Seine Gäste kommen aus Mali (Toumani Diabaté), aus Brasilien (Milton Nascimento), Kuba (Pablo Milanes), der Elfenbeinküste (Awa Sangho), Portugal (Teresa Salgueiro), aber auch der näheren Heimat (Cesaria Évora). Es sind ruhige Lieder, welche Lucio für diese CD geschrieben hat. Darin liegt aber auch die Gefahr: Das Album baut wenig auf Dynamik, die Abwechslung liegt im mehr oder weniger umfangreichen Instrumentarium und den Arrangements. Selbst in den rhythmisch etwas zügigeren Nummern wirkt die Stimme ausgleichend, dämpfend. Es ist, als sitze man am Strand, schaue den Wellen zu, wie sie ankommen, wieder gehen, eine glatte Sandfläche zurücklassend. Ich habe den Atlantik auch schon tobend, stürmisch, aufwühlend und gewaltig erlebt.
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