Die Meridian Brothers haben schon manch schräge Klangidee entwickelt. Für die vorliegende Produktion haben sie gleich eine ganze Salsaband erfunden.
Eblis Alvarez, der Stratege und Komponist der Meridian Brothers, setzt seine Entdeckungsreise in die weit verzweigte Welt von Kolumbiens Rhythmen fort. Für die letzte Produktion stand die Region um Cartagena, und die Cumbia, im Mittelpunkt. Diesmal geht es um Salsa. Alvarez und seine Musiker stülpen sich dabei die Existenz einer fiktiven Salsaband über.
Die «Grupo Renacimiento» war – so die erfundene Legende – in den 70er Jahren in Bogota eine sehr erfolgreiche Salsatruppe. Doch zum Ruhm gesellten sich bald die Drogen. Es folgte der Absturz, abgebremst durch ein spirituelles Erlebnis. Und nun soll, mit Hilfe der Meridian Brothers, ein Comeback anvisiert werden. Einige der Songs hangeln sich auch entlang dieser erfundenen Bandgeschichte. Was ein echter Salsero ist, textet sozialkritisch: Er sinniert (in «Metamorphosis») über die zunehmende Verwandlung unseres Lebens durch die digitale Technologie, oder über die Atombombe. Und natürlich ist sein Leben auch mit viel Herzschmerz belastet, z.B. im Song von der Angebeteten ohne Herz.
Alvarez und seine Mitmusiker setzen die Salsa-Mixtur aus denselben Ingredienzen zusammen, wie die Gründergeneration vor rund 80 Jahren: Rumba, Mambo, Son und Jazz. Alvarez mixt in seine Salsa noch eine kräftige Rhythmus-Portion aus Puerto Rico. Zum Sound der Meridian Brothers gehören selbstverständlich die verstimmten Instrumente, die elektronischen Spielereien und der gerne haarscharf an den Harmonien vorbei schrammende Gesang. Doch Salsa bleibt Salsa, und das Tanzbein bewegt sich unweigerlich.
Diese Scheibe ist eine Salsafiesta in einem leicht versifften Club. In der Luft hängen Rauchschwaden von psychedelischen Substanzen. Die Musiker spielen mit breitem Grinsen im Gesicht, aber nicht immer sicher auf den Beinen.
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