Jede neue Produktion von Oumou Sangaré ist ein Ereignis. Timbuktu ist darüber hinaus ein Statement für Selbstsicherheit und Stolz, gegen Krieg und Ausgrenzung.
Soll man der Pandemie böse sein, dass die Sängerin aus Bamako in New York im Lockdown hängen blieb? Auf keinen Fall, denn es sollte sich als Glücksfall herausstellen. Oumou Sangaré flüchtete allerdings aus der Stadt – zu laut! – und fand ein Haus in Baltimore. Dorthin lud sie einen Freund aus alten Tagen ein: Mamadou Sidibé, ihr erster N’Goni-Spieler überhaupt, und mittlerweile in Los Angeles zuhause. Zusammen legten sie während drei Monaten die Basis für das vorliegende Album. Von dieser Zeit schwärmt sie in einem Interview mit Hortense Volle von Pan-African-Music:
Pendant trois mois, nuits et jours, on a été libres ! On dormait, on se levait, on créait, c’est tout. Pas de pression, pas de stress. C’était incroyable. A part mon premier album, je n’ai jamais eu le temps de me consacrer autant à un album qu’à celui-là.
Die Texte von Oumou Sangaré richten sich, wie so oft, an die Frauen dieser Welt. Sie sprechen von Selbstbestimmung, menschlichen Werten und Stolz, von Leid, Hoffnung und Aufrichtigkeit in einer Zeit, die von Gier und Krieg beherrscht wird. Als wäre die Bewältigung der Existenz allein nicht schon schwer genug. Es ist ein Lobgesang auf ihre Heimat, Wassoulou, im Süden von Mali, und Trauer um die Zerstörung und Vernichtung von kulturellen Werten, Kunst und Wissen in Timbuktu, dem Herz Malis im Norden, durch den Terror der Islamisten. In einem anderen Interview mit Banning Eyre von Afro-Pop klagt sie:
Why Timbuktu? It’s a way of sharing the sadness that has come to Timbuktu. The city has been sacrificed by the jihadists. They have destroyed things that were there for centuries. All the culture that was there was destroyed by people who call themselves Muslims. But it was the chiefs of the Muslim religion who brought Islam to Mali. This has been their home for hundreds of years. Why destroy this? It’s a very sad.
I want to share this sadness of the people of Timbuktu with the whole world. Because it touches all of us… This is why I could not give another name to this album if it was not Timbuktu. It’s a cry from the heart.
Es gibt viele Studio-Gäste auf dieser Produktion, doch der Grundsound des Albums entstand auf digitalen Kanälen zwischen dem Haus in Baltimore und dem Studio von Produzent Nicolas Quéré in Paris, resp. der Zusammenarbeit mit Pascal Danaë (Delgres) und seinen Gitarren. Der Gesamtklang baut auf der N’Goni und viel Perkussion, über und zwischen denen viele Slide- und andere Gitarren ihre Spuren legen.
Alles im Dienste der Sängerin Oumou Sangaré, die nicht nur stolz und stark die Up-Tempo-Nummern anführt. Gerade in den ruhigeren Stücke strahlt sie eine Ruhe und Erdverbundenheit aus, und trägt die Songs mit einer Selbstverständlichkeit, die weit über Professionalität hinaus reicht.
Einfach grandios!
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