Die malische Sängerin und Leitfigur für die Emanzipation der Frau in Westafrika, Oumou Sangaré, lebt ihre Überzeugung in allem, was sie in die Finger nimmt.
Man ist versucht zu sagen: Sangaré ist Musikerin im Teilzeitjob. Das stimmt so nicht ganz: Sie ist produzierende Sängerin im Nebenjob. Musik ist ihr ganzes Leben. Auch wenn sie dabei einen ihrer anderen Nebenjobs ausführt. Denn die Frau ist u.a. Hotelmanagerin, Businessfrau und leitet eine Reis Produktion.
Sie reist viel, und sie meint: «Ich bin eine Musikerin, aber nicht in Eile. Ich brauche Zeit, um ein Album entstehen zu lassen.» Dabei geht es weniger um die Musik, sondern um die Worte. In Mali freut man sich nicht auf neue Grooves von ihr, sondern: «Was sagt sie uns ? Wovon singt sie diesmal?» Und das ist die grosse Kunst der Malierin: sie hört und versteht die Ängste und Hoffnungen der afrikanischen Frauen, und bringt sie in ihren Texten zum Ausdruck.
Zentraler Begriff: Selbstbestimmung
Das Wort ist, in Kombination mit einer hohen, kräftigen, überzeugenden Stimme, die schärfste Waffe von Oumou Sangaré. Bereits auf ihrem ersten Album «Moussolou» (1990) griff sie Themen auf, die bislang im Tabubereich einer patriarchalischen Gesellschaft lagen: Selbständigkeit und Selbstbestimmung der Frau, Gefühle zeigen und empfangen zu wollen. Heute steht sie auf dem ganzen Kontinent als Ikone für die starke, selbstbestimmende, afrikanische Frau.
Die Basis ihrer Musik sind die Gesänge der Jäger aus dem Süden Malis, der Wassoulou-Region . Die Wechsel-Gesänge werden begleitet von der sechssaitigen Kamele Ngoni und diversen Perkussionsinstrumenten. Es ist Musik, die zum Tanz gespielt wird, an Festen. Doch es brauchte eine Power-Frau wie Oumou Sangaré, damit diese Musikform ihren Platz im Liederbuch der von der Griot-Tradition geprägten malischen Gesellschaft fand.
Diskografie (Auszug)
1990: Moussoulou
1993: Ko Sira
2003: Oumou
2009: Seya
2017: Mogoya
2020: Acoustic
2022: Timbuktu
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