Diese CD ist ein vertontes Versprechen von Steve Shehan an Baly Othmani, und erzählt in neuen Gedichten von der Wüste und der Kultur der Tuareg.
Steve Shehan pflegt eine enge Freundschaft mit der Familie Othmani. Mit dem Vater Baly Othmani hatte der Multiinstrumentalist und Produzent bereits drei CDs eingespielt. Baly Othmani war einer der bekanntesten Dichter der Tuareg, einer, der an die Kraft der mündlichen Überlieferung seiner Kultur glaubte. Nun, nach dem Tod des Vaters, setzt Shehan die Arbeit mit Nabil, dem Sohn, fort – ein Versprechen, das er einst dem Vater gab. Es sind nicht die rockigen Tuareg-Töne, wie man sie von Tinariwen kennt, sondern leise, melancholische oder nachdenkliche Gedichte, vorgetragen zur Oud, stehen im Zentrum.
Shehan ist ein musikalischer Weltbürger. Von seinen Welt-Reisen hat er nicht nur die unterschiedlichsten Perkussionsinstrumente nach Hause, sondern auch das Gespür, diese zu spielen. Es ist stimmig, wenn hier die Gedichte Othmanis begleitet werden von indonesischen Gongs oder Pedalsteel-Gitarre. Die Exotik wird nicht strapaziert, sondern dient immer dem Wort. Gitarren, zusätzliche Stimmen, Trompete oder Electronica werden sehr sorgfältig beigefügt. So entstehen weite Soundlandschaften, Wort- und Tonteppiche. Es werden Fenster aufgemacht in eine Kultur, die darum kämpft, nicht von der Moderne überrollt, nicht vom Sand zugedeckt zu werden.
Lässt man «Awalin» einfach im Hintergrund laufen, wird man den Charme der Lieder nur erahnen. Man sollte sich Zeit nehmen, sich der Musik aussetzen, dann wird man entführt.
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