Das etwas andere Bluegrass-Quintett hat sich für das aktuelle Album nicht nur Zeit genommen, sondern auch ein Konzept zurecht gelegt: Individuelle Isolation in der digital-vollvernetzten Gesellschaft.
Es war etwas gar viel: Tournee, Produktion, Film-Soundtracks. Die Band hatte sich vorgenommen, sich wieder etwas mehr Zeit zu gönnen. Sie zogen sich im Verlauf des vergangenen Jahres immer mal wieder für eine Woche in ein Haus zurück, oder nutzten die Einladung als Artists in Residence an einem College um an neuen Kompositionen ohne Zeitdruck zu arbeiten, ohne Deadlines, ohne Stress. Komponieren, ausprobieren, liegen lassen, darauf zurückkommen, gutheissen, verwerfen.
Die aktuelle Produktion beginnt mit einer 10-Minuten-Komposition in drei Sätzen, eine fordernde Stilcollage. Diese Abwendung von normativem Produzieren zeigt sich auch aus dem weiteren Songmix: Eine Debussy Adaption trifft auf einen Ohrwurm, gesellt sich zu einem Bluegrass-Song mit kammermusikalischer Ausarbeitung. Hier trifft exzellentes Handwerk auf Formwillen. So war die Band z.B. nicht glücklich über einen selber gesungene Chorus («Little Lights»). Sie forderten ihre Fans, ihr Publikum, bei einem bestimmten Chorus mitzusingen, ihre Stimme aufzunehmen und einzuschicken. Im Studio wurde daraus ein riesiger Chor gemischt. So geht digitale Familie.
Eines hat sich das Quintett aber eingehandelt: Fertig mit Ruhe, der Tourkalender ist randvoll! Die Punch Brothers sind leider nur in den Staaten live zu erleben.
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