Das Traktorkestar definiert und rhythmisiert sich neu, was ja irgendwie zwingend ist für eine Bläserkombo, die sich nicht stilistisch schubladisieren lassen will.
Das Grossgebläse Traktorkestar aus Bern ist im Sound der Balkanregion aufgewachsen. Doch das Reisefieber ist Teil der DNA dieser Truppe. Oder wie Gastrapperin Steff La Cheffe schon vor zehn Jahren im Song «Un Tour d’Horizon» feststellte:
Es git no soviel, won I noni ha gseh
…
Chum, chum, tue nid so schüüch
hei, s’chunnt scho guet, all dä Chummer für nüt
So reisten sie mit Stephan Eicher durch Frankreich, liessen sich auf insgesamt sechs Alben von einer Handvoll Sänger*innen inspirieren, und haben immer noch den Kopf voller seltsamer Bilder:
Mama lueg! Dert flügt e Traktor!
Was zudem erstaunt: die 12köpfige Truppe ist in ihrer 15jährigen Bandgeschichte im Personalbestand bis auf zwei Wechsel stabil geblieben. Das zahlt sich aus!
Was ist neu? Falsche Frage, denn nicht «neu» ist das Überraschende, sondern der über die Jahre entstandene Zusammenwuchs, die Kohäsion des gesamten Klangkörpers. Die Amis würden dem «tight» sagen.
Heute kann die Truppe mal wie eine Big Band in Breitleinwand-Behäbigkeit lautmalen, dann wieder sticheln sie in gekonnter Balkan-Manier. Die ist allerdings etwas Richtung Griechenland gewandert («Apo Xeno Topo» mit Elenni Gkiouloglou). Dazu kommt die zusätzliche, jazzige Freiheit in den Soli, vor allem aber die rhythmische Vertracktheit der Kompositionen («#Noneversuech», «Electrum»). Die wird mit einer grossen Selbstverständlichkeit und souverän relaxed zelebriert. Stilistische Ausflüge Richtung Dancefloor, Dub, Spaghetti-Western, Reggae oder Slow-Hop erlauben der Band, ihr Können auszubreiten.
Ein grandioses Gebläse, das jetzt auf CD-Tauf-Tour ist. Ich würde mich beeilen, die ersten Konzerte sich bereits ausverkauft.
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Mehr Infos über das Traktorkestar …
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