Watcha Clan nennen sich selber einen «wilden Haufen», und erlauben sich, ständig neue musikalische Wege auszutesten. Radio Babel ist ein kunterbunter Mix, der mit viel Studioarbeit und Mischpult-Turnereien ein bisschen überladen wurde.
[audio:2011/06/we-are-one.mp3,2011/06/hasnaduro.mp3,2011/06/im-ninalu.mp3|titles=We Are One, Hasnaduro, Im Nin’Alu] We Are One, Hasnaduro, Im Nin’Alu
Die Vier aus Marseille haben eine paradoxe CD vorgelegt: Zum einen haben sie ihre musikalische Stil-Kiste um einige Zutaten angereichert, zum andern im Studio viel experimentiert und auf die Songs drauf gepackt. Aber sie sind sich in einem treu geblieben: Nur nicht stillstehen, Neues wagen. Wer Watcha Clan erst mit «Diaspora Hi-Fi» entdeckte, lernt hier ausführlich die Computer-Seite der Stilmischer kennen. Die Band will die Methapher «Babel» nicht in der Deutung von Chaos und unmöglicher Kommunikation verstehen, sondern gerade das Gegenteil: trotz aller Unterschiede sind wir Erdenbürger doch alle gleich.
Spitzbube Clem mischt die unmöglichsten Sachen zusammen: Der Raï-Klassiker La Camel wird frech mit «Bei mir bist du scheen» vermischt, einem jiddischen Klassiker. Das jemenitische Wiegenlied «Im Nin’Alu» kriegt so fette Subbässe, dass wohl niemand dabei einschläft. In «Viens, Viens» geht leider das Piano von Maurice El Medioni ziemlich unter, und die Fanfare Ciocarlia hat – ohne Sequenzer – auch schon fetziger gespielt. Aber insgesamt spricht das Album doch eine durchgehende Sprache: Die Welt ist ein Puzzle, und Technologie hält die Teile zusammen.
Im neuen Stilmix der Weltbürger hat die Technik etwas viel Raum gepachtet. Den Weltmusik-Freunden wird’s wohl etwas zuviel sein, den Club-Gängern gerade gelegen kommen, denn live überschlagen sich die Bytes & Pieces erst recht.
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