Das Eröffnungskonzert an jeder WOMEX wird von der Gastgeber Nation gestaltet. Finnland hatte sich für die moderneren Töne entschieden.
Den Auftakt in das Konzert gestalteten zwei junge Frauen, die altes Klang-Können und aktuelle Akkordeon-Melodien neu zusammensetzen: Vilda. Hildá Länsman und Viivi Maria Saarenkylä giessen die alte, animistische Gesangstraditon des Joiks in neue, manchmal schon fast poppige Gefilde.
Einen Schritt weiter Richtung Jazz wagten darauf Pauanne. Die Instrumentierung des Trios mit Schlagwerk – Betonung auf Werk, denn es ist kein Schlagzeug, sondern mehr eine etwas gross geratene Perkussionskiste – Violine und Hammondorgel, unterstützt von modernen Keyboards, ist eine Klangwelt für sich. Die Interpretation und Neufassung von alten Melodien klingt überraschend und innovativ.
Aufbegehrend und laut
Pekko Käppi tritt als Solist auf. Seine Instrument, die Jouhikko, ist ein archaisches Instrument, ein Zwischending zwischen Laute und Geige, und ist elektronisch aufgebohrt. Was dann klingt, als hätte sich Jimi Hendrix an den Melodien des hohen Nordens gütlich getan.
Als Schlussbouquet gibt Sustaimon Sähkö, eine Folk-Rock-Hip-Hop-Truppe mit viel Elektronik und exaltierter Bühnenpräsenz – turbulent, Klamauk und rohe, kontrollierte Kraft. Sie sind eher in der Avantgarde der finnischen Popwelt anzusiedeln.
Die Formationen boten also nichts für jene WOMEXicans, die Elfengesang und Akkordeon-Wohlklang erwartet hatten. Doch sie zeigten, dass hier im hohen Norden die Tradition im Hier und Heute angelangt ist. Vielleicht hat die Ruppigkeit der Neuinterpretation etwas mit der Zerrissenheit unserer Moderne zu tun. Zusammengehalten wurde das ganze Spektakel durch die wortlose, aber tanzende „Moderation“ von Kaari Martin.
Auf jeden Fall, und dies kann leider nicht positiv vermerkt sein, hat bereits dieses Eröffnungskonzert gezeigt, was die nächsten Nächte bestätigen werden: WOMEX 2019 in Finnland ist ein sehr lautes Bühnenspektakel.
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