Die Frage stellt sich nicht, ob YĪN YĪN Weltmusik machen oder nicht, denn sie produzieren Disco- und Popmusik. Manchmal wird aufgesetzte Exotik mit World Music verwechselt.
Die Legende will, dass YĪN YĪN als DJs erkannten, dass fernöstliche Melodien gut bei den Tänzerinnen ankommen. Dank dieser Erkenntnis und ihrer Liebe zum Dancefloor entstand das Konzept der Band, das sie jetzt mit einer dritten Produktion weiterführen. Nur weil sie psychedelisch klingende Soundpaletten verwenden, die vielleicht an Bands wie Altin Gün erinnern, sollte man diese Songs nicht mit jenen verwechseln. Denn die Neo-Anatol-Rocker greifen auf tradierte Liederbücher zurück, YĪN YĪN jedoch kupfern vor allem Sounds und ein paar Melodie-Ideen ab.
Wenn die Holländer Musik aus dem fernen Osten zitieren, dann als exotische Klangwolke. Ist es Selbstironie, wenn sie Songs wie «Shiatsu For Dinner» komponieren? Essbare Alternativmedizin? «The Year Of The Rabbit» oder «The Year of The Tiger» spielen mit den Symbolen der Chinesische Astrologie, nutzen Sounds von Koto und Shamisen, um ihre Discogrooves zu garnieren. Weltmusik wurde in den 80ern aus marketingtechnischen Gründen als Begriff kreiert, um Musik zu präsentieren, die aus den entfernten Ecken des Globus zu uns in den Westen kam. Die Band aus Maastricht macht das Gegenteil: Sie träumt von einer exotische Ferne, die es so gar nie gab. Bilder von vergessenen Hollywood-Phantasien, Plastikträume vermischt mit etwas seltsamen Parfum.
Wer erinnert sich noch an die wallenden, synthetischen Glitzerkleider der ersten Discowelle in den 70er Jahren? Etwa so klingen YĪN YĪN. Asien-Makeup für den Dancefloor. Dass sie damit trotzdem in den World Music Charts stehen ist nicht wirklich nachvollziehbar.
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