Die fünfte Produktion von Altin Gün nimmt den Faden dort auf, wo er wegen der Pandemie gerissen war: in rockigen Gefilden.
Nicht dass die Truppe 2020/21 untätig gewesen ist wäre, im Gegenteil. So erschienen z.B. im Jahr 2021 gleich zwei Alben. Aber es waren mehr Studio-Produktionen, eingespielt in den privaten Räumen der einzelnen Bandmitgliedern, dann am Computer zusammengesetzt. Auch gewannen die synthetischen Klänge etwas Oberwasser. Jetzt ist die Band zurück bei den analogen Instrumenten und dem rockigen Bandgroove.
Man muss schon sehr gut bewandert sein im türkischen Liederbuch der 60er und 70er Jahre , um aus eigener Hörerfahrung die Originale der zehn Aufnahmen zu erkennen. Die Band schreibt keine eigenen Songs, sondern bedient sich am reichen Liederbuch von Anatolien bis zum Schwarzen Meer. Schlagwerker Daniel Smienk erzählte in einem Interview im Deutschlandfunk, wie gut es getan habe, wieder als Band gemeinsam im Übungsraum an den Songs arbeiten zu können. Auch dass es nie die Absicht der Band war, Songs bloss zu interpretieren. Sondern immer, diese weiter zu treiben, ins Heute zu holen. Das ist Altin Gün auch wieder hörbar gelungen.
Die Songs atmen, sind auf den Punkt gespielt. Da dürfen die psychedelischen Hallfahnen ruhig im Schalldruck der Verstärker flattern, das rockende Herz der Band treibt die Songs voran, schüttelt auch die letzten Patina-Flocken ab. Und wenn wir schon beim Herz sind: das hat die Band auch auf dem rechten Fleck. Diente das letzte (Pandemie-)Album «Âlem» teilweise zur Finanzierung eines Naturschutz-Projekts, so wurde ein Song des aktuellen Albums, das Lamento «Güzelliğin On Para Etmez», gleich nach dem schweren Erdbeben von anfangs Februar in der Türkei auf YouTube vorab veröffentlicht. Alle über diesen Kanal eingespielten Tantiemen gehen an die Erdbebenopfer in der betroffenen türkisch-syrischen Region.
«Aşk» holt nicht nur Songs aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Gegenwart, sondern auch viele Sounds und ein hoffnungsvolles Lebensgefühl, das nach Flower-Power und vergangene Popzeiten klingt und duftet.
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