Eine melancholische Erinnerung an eine Zeit, die vor tausend Jahren den Westen der Mittelmeerregion prägte. Amina Alaoui bringt eine moderne Interpretation der Musikgeschichte.
Amina Aloui wurde in Fes geboren und wuchs sehr früh in die andalusische Musik hinein. Wobei hier nicht das heutige Andalusien gemeint ist, sondern das Al-Andalus vor 1000 Jahren, als der Süden der iberischen Halbinsel eine Provinz erst des Kalifats und später verschiedener Berber-Königshäuser war. Für die Region war es eine Zeit von wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Aus der Musik die damals gespielt wurde, und die heute zusammenfassend als Gharnati bezeichnet wird, entwickelten sich viel später Stile wie der spanische Flamenco oder den portugiesische Fado.
Die marokkanische Sängerin liess an der Seite von Jon Balke vor zwei Jahren mit dem Album «Siwan» manchen Jazzfreund aufhorchen. Nun hat Amina Alaoui für ECM eine Sammlung von Gharnati-Gedichten und Liedern zusammen gestellt. Die beiden Kunstformen müssen früher viel näher beisammen gewesen sein. Stimme, Oud, Mandoline, Violine oder Gitarre mäandern in ausschweifenden Dialogen um die Melodien. Es ist nicht in erster Linie die Melodie, sondern die Improvisation und die Gefühlskraft der Interpretation welche die Intensität ausmachen. Die exzellenten Instrumentalisten folgen der Sängerin sehr achtsam auf ihren interpretatorischen Wegen. Die Gedichte welche sie interpretiert stammen mehrheitlich aus dem andalusischen Liederschatz. Der Titelsong kommt aber aus der Feder von Teofilo Chantre, um so direkt einen Faden zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu spannen.
Es ist ein sehnsüchtiges, und trotz den historischen Quellen kein nostalgisches Album. Die Sängerin und ihre Begleiter laden in eine Zeit zwischen den Zeiten ein.
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