Aynur ist die bekannteste Sängerin der Kurden. Mit ihrer aussergewöhnlichen Stimme und Bühnenpräsenz ist sie seit Jahrzehnten die Kulturbotschafterin eines Volks ohne territoriale Heimat.
Kurdistan gibt es nicht, obwohl es bereits vor 1000 Jahren als Heimatland der Kurden schriftlich verbrieft ist. Kurdistan ist nicht ein Land, vielmehr Sprache und Kultur. Eine geografisch definierte Heimat haben die Kurden nicht, als Volk bewohnen sie Teile von Syrien, der Türkei, Iran und Irak.
Aynur Dogan wuchs in Anatolien, im Osten der Türkei auf. Die Musik entdeckte sie erst, als sie nach Istanbul kam, um ihr Gymnasium abzuschliessen. Bald wurde man auf ihre klare, tragende Stimme aufmerksam. Ihre Bühnenpräsenz ist so gross, dass der spanische Produzent und Gitarrist Javier Limon es so ausdrückt:
She is a reason to love live music for centuries.
Mit «Keçe Kurdan» wurde sie weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt – und zu einem Gerichtsfall, denn sie singt darauf sowohl in Türkisch wie in Kurdisch. Das fanden türkische Richter zuerst unerhört, sie wurde wegen Aufwiegelung verurteilt, später rehabilitiert.
Der Streit mit den türkischen Nationalisten dauerte Jahre, obwohl sich Aynur nie aktiv politisch engagierte. Im Gegenteil, sie war immer Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Doch die Anfeindungen zermürbten sie. 2011 verliess sie die Türkei. Seither wohnt sie in Amsterdam – und ist jedes Mal überglücklich, wenn sie eine Tournee durch die Türkei, und durch Kurdistan machen kann. Wo immer sie im Westen auf der Bühne steht, ist auch die kurdische Diaspora ganz vorne am Bühnenrand und jubelt ihr zu.
Diskografie (Auszug
2002: Seyir
2004: Keçe Kurdan
2005: Nûpel
2010: Rewend
2013: Hevra
2016: Hawniyaz (mit Kayhan Kalhor, Salman Gambarov und Cemîl Qoçgirî)
2020: Hedûr
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