Schwerpunkt des letzten Abends der diesjährigen Ausgabe von Babel Med war die Frankofonie: La Réunion, Martinique, ein Afrika-Frankreich-Musik- & Tanzprojekt, die aktuellen Chanson-Rocker und die alten Charmeure aus Marseille.
Doch alles der Reihe nach: La Réunion schickte die neuste Truppe aus seinem reichhaltigen Maloya-Fundus. Singen und grooven können die Ladies von Simangavole bestens, aber ihr Auftritt ist auch etwas gar visuell geschönt und aufgepeppt, dafür gibt’s ein Sternchen Tourismus-Kitsch-Abzug. Ein Projekt zwischen Guinea, Mali und Frankreich ist Saïko Nata – klassisch durchkomponierte Musik, die Geschichte dramatisiert für ein Tanzpaar. Die Aufführung fand viel Publikum, wahrscheinlich auch solche, die sonst nicht zu den Stammgästen in Marseilles Dock Des Sud gehören.
Chanson-Rocker und Surfgitarren
Auf derselben Bühne kurze Zeit später die aktuell angesagten Chanson-Rocker von Zoufris Maracas. Obwohl ihr aktuelles Album erst wenige Wochen erhältlich ist sang mindestens ein Drittel des proppevollen Saales die Lieder mit – etwas Protest, etwas Brel, viel rockende Energie und ein bisschen angegraute Revolution.
Auf der anderen Seite des Festival-Geländes, im Zelt, zelebrierten Boom Pam aus Israel ihren Surfrock mit Tuba. Musikalisch nichts Weltbewegendes, aber in seinem Klang so sonst nie gehört. Und für die Augen gab’s auch noch etwas Bauchtanz.
Fado und Kora-Rock aus Uganda
Gisela João aus Portugal bewies, dass der Fado nicht nur trist und traurig sein muss – auch wenn sie zuweilen das volle Leidens-Register auffuhr. Doch sie fand, begleitet von einem jungen Ensemble, immer wieder in die leichteren, luftigeren Gefilde zurück. Ja, man kann im Fado auch lachen!
Die Kora scheint sich bei den jungen Interpreten immer öfters zum elektrifizierten Rockinstrument zu entwickeln. Aus Uganda kam Joel Sebunjo mit seinem Trio, und was auf der CD noch verhalten und melodiös vorgetragen wurde, bekam in der Bühnenfassung schon fast einen Metall-Anstrich, sehr zur Freude des wirblig fingernden Gitarristen.
Unterhaltung aus der Karibik und aus der Vergangenheit
Lauriane Zacharie legte eine Bühnenshow hin, aus der man die Routine aus den Clubs und Lokalen von Martinique heraus spürte: etwas sehr gefällig unterhaltend, ziemlich laut, aber sauber interpretiert.
Und zum Schluss des Abends standen, resp. sassen mit Moussu T und seinen Jovents die Bewahrer der alten Ohrwürmer aus Marseille auf der Bühne. Das Repertoire: ein Querschnitt durch ihr aktuelles Album, das ganz den Operetten-Melodien der 30er Jahre gewidmet ist. Schelmisch grinsend und gut gelaunt waren sowohl die Band wie auch der rammelvolle Saal. Es lebe die Ohrwurm-Nostalgie!
Babel Med 2015 im Überblick
Der Bericht zum ersten Konzertabend
Der Bericht zum zweiten Konzertabend
Der Bericht zum dritten Konzertabend
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