Babel Med Festival 2017 – Donnerstag Abend

Der erste Konzertabend am Babel Med Festival 2017 brachte nicht die wirklich grosse Überraschung, doch viel Solides.

In der «Salle des Sucres», der grössten Bühne in den Dock des Sud, gab’s  am Eröffnungsabend eine durchkomponierten Grossidee, eine funktionierendes Konzept und eine elektrische Breitseite.

Juan Carmona & Ptit Moh versuchten in einem durchkomponierten Konzept die beiden andalusischen Stilrichtungen von Chaâbi und Flamenco zusammen zu bringen. Es gab gute Ansätze, doch keine warmherzige Annäherung. Die Musik konnte nicht frei durchatmen sondern verlor den Schnauf im Korsett der Kompositionen.

Imam Baildi haben sich über die Jahre und Produktionen von einem sampelnden Tüftlerduo zu einer rockigen Balkan-Grecco-Pop-Truppe entwickelt. Inspiration ist hier nicht das Groove- und Liederbuch der Balkanländern, sondern klar die griechische Melodienwelt. Den Balkanbands hat man das furchtlose Spiel auf die »Eins« und das konstante Vorwärtspreschen der Band abgeschaut.

Speed Caravan mit Oud-Wizard Mehdi Haddab traten an der Welt zu zeigen, dass die Oud auch bis ins Brachiale verstärkt werden kann. In bester Rockmanie legte die Band mit irrwitzigen Arpeggio-Läufen und gnadenloser Verzerrung los, liess dabei aber die Dynamik ausser Acht. So gingen die Feinheiten im Lauf des Konzert immer mehr in der Pegel- und Schallwolke unter.

Cool bis Unterkühlt

Alsarah & The Nubatones eröffneten das Festival auf der zweiten Bühne. In ihren Songs vereint Alsarah Nostalgie nach einer ostafrikanischen Musikwelt aus den 70er Jahren und der Coolness von New York von heute. Wobei die Coolness etwas viel Platz einnahm. Retro Pop nennt die Sängerin ihre persönliche Musik-Mischung.

Unverbindlicher als was Chassol später auf der Bühne bot geht’s wohl kaum. Flächige Pianomelodien die dahin plätschern, vom Schlagzeug an- oder vorwärtsgetrieben werden, dann wieder in klangliche Pastell-Welten versinken. Ich war unschlüssig ob die Video-Visuals die Musik begleiten sollten, oder die beiden Interpreten die Video-Loops untermalten.

Ganz im Gegenteil dann der Auftritt von Jowee Omicil: der Saxophonist mit haitianischen Wurzeln führt Jazz- und Gospelmelodien auf’s Glatteis. Die Grooves und Melodien beginnen gerne etwas poliert, werden von Omicil dann jedoch schnell ins Schleudern gebracht. Auch wenn er Coltrane und Coleman zitiert: Da geht nicht’s in die Brüche, es wird keine Harmonie verletzt oder mutwillig zerstört. Begleitet von einer sehr aufmerksamen Band geraten die Melodien einfach ins taumeln, fallen fast um, gehen aber nie zu Boden. Am Konzertende ist man als Zuhörer etwas schwankend und aufgekratzt, lächelt still.

Talente und Können

Angekündigt als neues Spoken Word Talent entpuppte sich Paul Wamo aus Guadeloupe schnell als Lautmaler, unterstützt von einer Band, die aus einprägsamen Hooks (Gitarre) und Grooves (Keys) ein gut federndes Soundbett bauten. Ich bin vielleicht ungerecht, den Französisch ist nicht meine Muttersprache und ich konnte den Texten nur über einige Strecken folgen, doch mein Fazit: Lautmalerei ist noch keine Poesie.

Ganz anders dann der Auftritt der vier Ladies von Ialma. Die vier Galizierinnen, alle in Belgien wohnhaft, überzeugten mit guten Kompositionen und Stimmen-Arrangements – sowohl mono- wie polyphon. Fast zwanzig Jahre Bühnenarbeit und eine ungebrochene Liebe zur alten musikalischen Heimat schufen eine Atmosphäre von hoher Authentizität. Das Publikum folgte mit grosser Aufmerksamkeit den vier Sängerinnen auch in die ganz ruhigen Momente ihres Repertoires.

Die Babel Med Ausgabe 2017

Der Donnerstag
Der Freitag
Der Samstag
Die Playlist

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