Bombino legt mit «Sahel» eine Produktion vor, die mehr denn je von seinen Gitarrensounds getragen wird: Schwere Riffs auf der E-Gitarre, Melodischeres in semi-akustischer Form.
Für Bombino, den Sänger und Gitarrist aus Agadez, war die erzwungene Sesshaftigkeit wegen Corona mehr als ein Tour-Stop. Es war eine Zeit zum Nachdenken, Zeit für die Familie. Auch eine Zeit, um neue Songs zu schreiben – für die Schublade. Denn dort liegen sie, bis die Zeit reif wird, bis ihre Zeit gekommen ist. So funktioniert der Songschreiber. Bombinos Produzent für diese Einspielung, David Wrench, beschreibt die Arbeit mit Bombino so:
A lot of bands go into the studio with a set of tracks that they’ve rehearsed, but that’s not how Bombino works. He goes with what he’s feeling at the time, and it’s a much more instinctive way of recording. He’s drawing from this memory of these hundreds of songs he’s written. He pulls from that well of his own work and the history of his culture; he pulls out of that what he feels is right.
Somit ist «Sahel» nicht einfach eine Sammlung neuer Melodien. Es finden sich z.B. zwei Songs in der Songliste, die Bombino schon fast sein ganzes Musikerleben lang begleiten: Si Chilan und Nik Sant Awanha. Letzterer steht für die politische und existentielle Situation seines Volks, der Tuareg. Die Verfolgung, die Zerschlagung der Kultur, das Leben im Exil und die Gefahr durch die Digitalisierung. Bombino meint zur Situation seiner kulturellen Herkunft:
The biggest threat I see is technology and modernization. A small, marginalized culture like the Tuareg risks getting lost in the homogenization of culture.
Klanglich baut Bombino seine Melodien rund um Gitarren-Riffs. Er wird dabei unterstützt von einer Band, die mit ihm ohne zu zögern losprescht. Doch immer wieder wird der rockige Groove durch sanftere Melodien abgebremst, durch Lieder, die abends am Feuer gesungen werden können. Nicht alle Melodien sind gleich zugänglich. Die Reaktion auf die Songs ist abhängig von der persönlicher Stimmung. Zum Glück ist «Sahel» so abwechslungsreich, dass man immer wieder neue Favoriten entdeckt.
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